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Er, glaser, hett sonst den prauch, das er järlichs zu eingang des newen jhars gar nahe zu eim ieden von grafen und herrn des lands Schwaben raisete, so schankt im dann derselbigen ainer ein rheinischen güldin in goldt; war die tax.

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Under denen etlich, die waren im vil schuldig, er kont aber nichs von inen pringen; darüber er manichmal ungedultig ward und sprach zu denselbigen: »Ir herren, ir fatzen mich wol, aber ich kan darbei von euch kain bezallung bekommen«, und vermaint ihe, er welt inen den järlichen güldin

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zum newen jhar gern guets willens nachlassen, damit er von inen megt bezallt werden. Der guet herr Schweikhart von Gundelfingen hat vil kurzweil und fröde mit dem glasermaister Ulrichen gehapt. Es ist sonst noch ain würt zu Riedlingen seßhaft gewesen,

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zum Hafen, genannt der Hefelin, war gar ain gueter fatzman. Diese baidt berüeft herr Schweikhart vilmals geen Neufra, so kont er sie dann an ainandern richten. Iezundt waren sie der sachen wol ains, dann ainsmals wolten sie hawen und stechen; in ainer geschwinde het er sie wider

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verglichen. Auf ain zeit aber het sie ain abenteurer zu Riedlingen dermaßen an ainandern gehetzt, das ainer den andern ain wissenlichen böswicht het gescholten. Also warden sie der sachen so gar zu unfriden, das kainer mehr sein essen oder trinken wolt, do der ander war, und konte

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sie der guet herr Schweikhart ain guete zeit nit mehr seins gefallens, wie hievor beschehen, zusamen bringen und sein kurzweil mit inen haben. Aber er erdachte ain sinn, das sie baid zu im geen Neufra kammen, iedoch dingte ain ieder auß, das im sollichs an seinen ehren kein mangel

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sollte bringen. Also verhört er sie beiderseits, und wiewol die clagen ganz hoch und schwerr, iedoch verainiget sie herr Schweikhart mit aim spruch, nemlich, so sie beid ainandern [478] hetten gescholten oder schelten hetten künden, so wolt er derselbig gescholten man sein; sie sollten nun

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zufriden sein. Mit diesem sentenz bracht er sie unversehens wider in ain solche concordia, daz sie ainandern die hendt butten, ainandern brachten und so guet gesellen, als hievor, mit ainandern waren. Wie gehört, das diese obgenannte drei herren ganz

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frölichen uf der rais geen Insprugk gewest, so ist zu wissen, das sich herr Schweikart etlichemal uf der fart also erwisen het, das ainer megte gezweifelt haben, ob er verheirat wer


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_323.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)