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lungen sein sie geen Insprugk und volgendts wider anhaimsch komen. Herr Johanns Wernher ist der österreichischen lehen halb uf ain commission domals verwent worden, ist aber hernach auch nichs darauß worden. Seins gemahls verwis

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ist im domals bewilliget, vermeg ains briefs, der über langs hernach ist ufgericht worden. Was lecherlicher und abentürlicher schwenk grave Friderrich von Fürstenberg, auch ander [477] grafen und herren mit bemeltem glaser verricht, bedörft ains aignen buechs.

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Er raist uf ain andere zeit auch mit etlichen graven und herren des landts zu Schwaben gen Insprugk und Tirol, aber sie richteten ime zu Insprugk ein spil zu. Also wie er über den platz alda gieng, kamen zwen stattknecht zu im, die fragten ex composito, wer und waher er were.

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Sprücht er, er haiß Ulrich Gropp und seie von Riedlingen. Das sprach er gleichwol unverstendlich, dann er lurkt heftig mit der rede, zudem kunt er den buchstaben r auch nit wol aussprechen[1]. Die stattknecht thetten dergleichen, als ob sie verstanden hetten, er were von Reutlingen, wie sie

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dann underricht und gehaißen waren. Darumb sprachen sie mit rauchen worten: »Wie, bistu von Reutlingen? so bistu auch der lutterischen kelchdieb einer«; dann kurzlich darvor war Reutlingen uf die luttrisch sect gefallen, vast bei den ersten stetten in unsern landen, derhalben waren

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sie domals von mertails nachpurn ganz verhast. Der glaser leugnet vast, er were nit von Reutlingen, sonder von Riedlingen, auser des haus Österreichs erblanden. Aber die statknecht kerten sich nichs daran, sonder sprachen: »Du bist der rechten gesellen ainer, ain kuntschafter von

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Reutlingen.« Damit namen sie den gueten glaser und mit im in das narrenheusle, so uf dem platz stat und mit eisen ist vergettert. Gleichwol er über zwo stund nit darin lag, dann die herren giengen uf dem platz spazieren. Denen rüeft er zu, mit bitt, sie welten ime von dem ort helfen. Die herren

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thetten dergleichen, als ob sie hievon nichs wissten, fragten mit verwundern, was er verwürkt. Also erzellt er inen alle sach, wie es ergangen, darumb sie aber mehr wissens hetten, als er. Die herren handleten darauf, das er wider wardt außgelassen. Die schankten den stattknechten ain par

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güldin und namen iren persevanten mit sich in die herbrig.


  1. aussprechen] hs. ausprechen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_322.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)