Seite:De Zimmerische Chronik 2 316.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wernhers reitrüstung war, und wie sein niemandt war nam, besetzt er die reitkappen mit leusen und macht sich darvon. Und wie sich hernach herr Wilhelm Wernher dessen nit versehen und uf den weg kam, befande er ain solche

5

unruhe, das er die kappen hin thon und sich wider seubern lassen mueste, damit doch ain barbierer zu Schaffhausen genug zu schaffen gewan. Der Petter kam nach dieser bosshait nit vil mehr zu herr Wilhelm Wernhern und ist auch hernach verloren worden, das niemands wissen oder

10

erfaren megen, wo er hin komen. Wol zu achten, er seie entwann under ain eis geschlupft. Man sagt von ime, er seie uf ain österliche zeit geen Einsidlen kommen, und dieweil man ine nit könt hat, ist er in der große menge des volks eins tags sibenmal zum hochwürdigen sacrament

15

gangen. Wie er nun wider herauß komen, hat er allenthalben berüempt, wie so große gnad und ablas zu Einsidlen sei, dann es gienge, wer wellte, alda sibenmal zum sacrament. Das ist ime alles nachgelassen worden. Diesem Petter Letzkopf ist ain anderer dorechter mentsch

20

in der profession nachgevolgt, der hieß Petter von Neufern. Der hat bei seinen zeiten vil seltzamer handlungen triben [473] und mertails zu und umb Rotweil sich enthalten. Zu herr Johannsen Wernhern, so der zu Seedorf oder zu Oberndorf gewesen, ist er vil und oft komen. Es het in herr

25

Johanns Wernher uf ain zeit erzürnt, darzu stimpt auch Georg Will von der Scheer, war ain burger zu Rotweil, ein kurzweilig man. So wust sich der Petter höcher an inen nit zu rechen, sonder er sprach zu herr Johannsen Wernhern: »Ich dachte, du werest ain junker, so bistu nur ain schlechter

30

edelman;« und wie alle anfiengen, dieser rede zu lachen, insonderhait Georg Will, sprücht der narr zu im: »Ich waiß nit, ob du ain zunftmaister bist, oder ain narr. Es hat mich, sprach er, alle welt für ain narren, was thuo aber ich? Ich hab die welt für ain narren.« Seins bösen, ungezempten

35

mauls halber (dann er mit reden niemands verschonet, er were gleich hoch oder nider stands) wolten ine die von Rotweil uf ain zeit in der statt nit mehr dulden, dann er etlichen der großen Hannsen, so in gespait, die lauter warhait gesagt; darumb muest er alda weichen, welches er doch

40

beschwerlich thete. Also kam er ain meil darvon in ain dorf, genannt Wülflingen, ligt am Hewberg und gehört dem graven von Zollern. Daselbst bestellten in die bauren zu


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_316.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)