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were er uf ain großen stain gesessen und hett in alle welt rings herumb gesehen, so hett im aber kein ort an der welt mehr gefallen, dann Mösskirch, darumb würt er sich auch nit von dannen weisen lassen. Herrn Johannsen

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Wernhern war der zorn zum thail wider vergangen, mueste des narren küntlichen reden und dorechten geperden wol lachen und ließ ine gleich zu Mösskirch bleiben. Man sagt, er seie bei vier malen zu Compostella bei sant Jacoben gewesen, darumb er dann allwegen briefliche urkundt und

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warzaichen hat gebracht, wiewol er kain ander sprach, dann deutsch, reden konte. Aber es war nit vil an im gelegen, darumb het er das glück. Nun war dozumal zu Rordorf ein einfeltiger mentsch, hieß Hainrich Klenger, er ward aber nun der Lulle genannt.

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Derselbige hett uf ain zeit was verschult, darumb im gnad bewisen, das er zu abtrag seines verschuldens zu s. Jacob gehn solt. Dess muest er ain aidt schweren. Also wardt er diesem Petter Letzkopf angehenkt, der sollt mit ime gen Compostellam. Sie machten sich beide uf die rais, aber

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der Petter kam allain wider, und ist ain großer argwon gewesen, er hab den Lullin uf dem weg ermürdt, wiewol das nit hat gewisslichen angezaigt oder beigebracht mügen werden. So er darumb zu redt gestellt, sprach er, Lulle were an eim morgen früe von ime komen, wist nit wohin, und

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hett in nit mehr gesehen. Darbei muest man ine bleiben lassen, oder es wardt doch weiter nit hinnach gefraget, hat auch nit wol sein künden. Mer dann ainmal ist er zu Rom gewesen. In Italia ist er uf ain zeit zu aim deutschen betler, eim blinden, kommen, den hat er hin und wider dem bettel

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nach gefüert. Ainsmals, als derselbig bettler, der blindt, seins vermainens allain gewesen, hat er vierzig stuck golds, so er in seinem bettelmantel vernehet und verborgen gehapt, herfür zogen. Das hat der Petter gesehen, aber nit dergleichen gethon. In kürze darnach sein sie baide dem

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pettel nach zu Rom umbher zogen, da haben sie mehrmals den größern thail Rom durchstrichen. Nun hat Petter seiner sach wol achtung geben, dann er ihe verhofft, im sollten die vierzig stuck golds werden, als auch beschach. Derhalben ains aubent spat, als sie baide mit ainandern über

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ain Tiberbrugken giengen und niemands verhanden, ersicht er, das der blindt [472] den mantel am hals hangen; darumb füert er in uf das ort der brucken, erwüscht den mantl


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_314.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2018)