Seite:De Zimmerische Chronik 2 311.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

(also nampt ers) ain grueß von marfrawen von Mantua, die war graf Christofs gemahl. In schickt graf Christof uf ain zeit abermals geen Mösskirch. Herr Johanns Wernher hett sein fraw muetter, die grefin von Ettingen, und ander erlich

5

leut zu gast geladen; ihe man fatzt den narren, das er außreißen und entlaufen wolt. Herr Johanns Wernher eilt im nach, ergriff den narren, der schon vor der thür war, bei dem kittel, zoch den kittel, sovil er dessen ergreifen möcht, hinein und beschloß die thür, vermaint, in damit zu

10

behalten. Aber der Auberle war nit unbehendt, schnit den theil kittels an der thür ab, lief darvon. Wie nun menigclichen achtet, er wer noch verhanden, und die thür geöffnet, fiel der theil kittels in die stuben, und sahe man in über den äußern hof hinlaufen. Nachdem nun Auberle

15

Hessel zu Sigmaringen gestorben, hat graf Christof ain andern narren überkommen, hieß der Nuspaum, war ain seltzamer vogel. Der hett ain sprüchwort an ime, das er sagt, so entwann ainer zu spatt kam zum essen oder andern sachen: »Man macht dir kein aigens.« Noch hett graf

20

Christof ain andern narren, der hieß Hanns Hofmaister, war ain wunderbarlicher abenteurer. Der kam uf ain zeit gen Habstal[1]; dohin hett in graf Christof von Werdenberg geschickt mit aim brief. Er hett sich aber uf seim affenwerk des wegs verhündert, das er zu spat kam und sich des

25

morgenessens versaumpt. Die schwestern hießen den narren willkom sein, mit vermelden, sie hetten ime nichs zu essen zu geben, dann er hett sich verspettiget, und hett sich gleichwol gefüegt, das sie auch zu im hetten gesagt, wie sein gesell, der Nußbaum: »Man macht dier kain aigens.«

30

Aber der Hofmaister wardt nit unbehendt, sprücht zu der priorin: »Ach, fraw, sein von meinet- und meins essen wegen unbekümmert! ir dörfen mir nit vil geben, ich frag auch kaim essen sonderlich nach, allain, so ich hab ain guet voressen, ein suppenflaisch und ain [470] guete, wolgesottne

35

hennen und ain prates, sampt ainer maß wein, bin ich sein gar wol zufriden und bedarf nit mehr.« Dem narren war ernst und vermaint, er het gar wol von der sach geredt. Aber er muest sich vil neher behelfen und mocht im nit


  1. Habstal] über dieses kloster s. Zingeler, Urkunden zur Geschichte des Klosters Habstal, in Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern, XI. Jahrg., s. 35 ff., und X. Jahrg., 66 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_311.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)