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laib anzuziehen. Izund machten sie in zornig und ganz ungedultig, dann gleich ward er wider zufriden. Aber herr Wilhelm Wernher, der jungst under den dreien gebrüedere, het ain besondere fröde, das sich Gabriel also mit dem

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schmerlaib ließe ufreden; derhalben, so seine zwen eltern gebrüeder von dem fatzwerk abliesen, so sprach dann herr Wilhelm Wernher zu seinen brüedern: »Sagimen, sagimen!« wolt sie damit anmanen, das sie nit nachließen. Das beschach dann und so oft, das letzstlich der Gabriel märkte,

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das im sollichs außer anrichten herr Wilhelm Wernhers begegnet. Dieweil er sich aber kainer ungedult oder zorn gegen ime nit annemen dorft, trawet er im ob disch mit ainem fienger, sprechendt: »Wilhelm Wernher, das dich der drunken ritt schitt!« Indess, als die herrn und auch die

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diener und umbstender des Gabriels lachten, so kompt herr Baschion, der caplon, dem dann der Gabriel insonderhait feindt war; also heimlich von den herren gebrüedern underricht worden. Er war mit huet und cappen, auch eim rock wie ain baur beklaidet und trueg in der ainen handt ein

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großen schmerlaib in aim haffenreff. Damit dritt er für den disch. So bald in der Gabriel mit dem schmerlaib ersicht und erkent, wuste er wol, das ime das zu spott angericht; aber dem pfaffen wolt ers nit vertragen, darumb wüscht er eilends hünder dem disch uf, sprechendt: »Pfaff,

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das dich[1] botz schweiß schende! ich will dich so voller lecher, als ein vischbehalter, stechen;« und wie er an pfaffen wolte, ward er von den dienern, so vor disch warteten, ufgehalten. Hiezwischen kam der pfaff mit seim schmerlaib wider darvon, und wardt Gabriel wider begüetiget, darneben

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der turba von menigclichen wol gelachet. Under andern reden und propositen, die under der malzeit fürgiengen, kam herzog Ulrich von Würtemberg uf die pan, was bei desselbigen zeiten im landt Würtemberg für veste heuser und fürneme schlösser weren erbawen worden. Man

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gedacht auch des schloß zu Stutgart. Nun redt Gabriel sein tail darzu, gleichwol er sein lebenlang nihe alda war gewesen. Das markt herr Gottfridt Wernher; der erzellte (iedoch mit fleis, den Gabriel damit anzubringen), wie das schloß zu Stutgarten uf ainer höche lege, mit vil hochen

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thürnen umbgeben, und ain [468] gähen steig hinauf hete.


  1. das dich] hs. das disch.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_308.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)