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angeben, allain der hausthür het man vergessen im dingwerk und visierung. Wie man nun das zimmer ufgericht und zum thail in die rigel gemaurt, do ersahen erst der bawher und werkleut, das es ainer hausthür manglt; also

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muest man etlich rigel ausschneiden zu ainer thür. Das war vast ain baw, wie ainest grave Sigmundt von Lupfen ain baw zu Künsaw[1] im Elsäs thette. Daselbst lies er ain staine haus ufmauren ohne fenster und thüren, und als der dachstuel ufgericht, do ließ er allererst die fenster und thüren

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darein brechen, wo es im eben war; war gleichwol[2] ain mainung, dann do konte er am bästen sehen, wo die fenster am notturftigisten. Als herr Johanns Wernher von Seedorf widerumb verruckt, do entlehnet er das schloß Schenkenzell im Kinzigertal,

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welches domals Hannsen von Weitingen zugehört; dahin zog er und belib daselbs bei zwaien jharn. Hiezwischen ist er mehrmals zu seiner schwester, der abtissin von Zürich, geritten. Er hat zu zeiten von kurzweil wegen den Paule Meyern, genannt Bader, mit genommen. Es haben ime die

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Züricher vil ehr erbotten, auch mehrmals uf den Ritter geladen, ist die fürnembst stuben alda. Uf ain zeit war abermals ain groß banket zum Rüeden gewesen, und hat man groß groppen[3] geben, wie dann die und auch andere guete visch zu Zürich wol zu bekommen, und wie herr Johans

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Wernher und sein diener, der Paule, die groppen wol versucht, dann inen die wol geschmeckt, fragten etlich grob Schweizer den Paulin, ob sie auch guete visch zu Mösskirch hetten, vermainten villeucht, seitmals sie so waidlich aßen, die visch weren inen seltzam, oder hetten villeicht

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deren nie keine gesehen. Hierauf sagt Paule: »Ja, und insonderhait im Bulachgraben het es schöne grundlen.« Do wolten die Schweizer ihe wissen, wie groß. Antwort Paule: »So groß, das man von ainer siben guete stuck visch machen konte.« Dess konnten sich die Schweizer nit gnug

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verwundern. Herr Johanns Wernher hört ab dem andern disch den waidtspruch, sprach: »Paule, du thuest im zuvil.« Sprücht Paule: »Ach und pfuch, [459] gnediger herr (also war sein sprüchwort)! kennen ir mich doch wol!« Do


  1. Künsaw] sollte heißen Kiensheim, früher Konsheim, das den herrn von Lupfen gehörte; s. Schöpflin, Alsatia diplomatica II, 424.
  2. gleichwol] hs. gleichweil.
  3. groppen] Foreo-Geßner Fischbuch 1563 Bl. 162.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_293.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)