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haben ine sein weib und döchtern auch nit lassen wellen, sein bei im bliben. Die döchtern hat er dreien mairn in derselbigen landtsart verheirat, deren kinder und kindskinder noch verhanden sein, künden aber nit wissen, wer iren

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großvatter vom geschlecht gewesen, dann er das höchlichen verborgen gehalten, ist auch noch dieses tags verborgen; zu gleicher weis man auch gründtlichen nit wissen [455] mag, außer was nation er gewesen. Sovil waist man, das seins brueders, den er entleibt, söne im über etliche jar

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lange zeit nachzogen und ine gesucht haben, der mainung, ime nit allain ires vatters tods zu verzeihen und zu vergeben, sonder auch ußer dem ellendt zu nemen und in seine güeter wider einzusetzen; und als sie in doch letzstlich mit weib und künden in ainer so großen armuet und

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ainem so strengen leben gefunden, haben sie groß erbärmbdt und mitleiden mit ime getragen und sich vil understanden, ine von dannen zu bringen in sein landtschaft. Aber sie haben ine von seiner fürgenomenen mainung nit neimen künden, sonder er ist alda beharret die zeit seins lebens

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und aller seiner habe und güeter für sich und seine künder, ime selbs zu ainer straf, in ewigkait entschlagen. Ist nach seim todt zum kirchle begraben worden, zu der grefin, die gar ain gotzförchtige fraw soll gewesen sein. Diß kirchle ist bei unsern zeiten in wenig jharen abgebrochen und

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zerstört worden, außer anstiften ains predicanten zu Balingen[1] und ains kellers oder amptmans des fürsten daselbs. Derselbig hat fürgeben, man müeste die stain zu ainem gebew geen Balingen gebrauchen; ist aber nit beschehen, und ligen der merer stain noch uf dem platz. Sie haben das

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alt kirchle nit lenger gedulden mügen. Was ist aber beschehen? In kürze darnach ist der predicant gestorben, und als man ine zu Balingen zu anefang des jhars in aller kelte vergraben wellen, hat man ain wundermenig lebendiger würm und schlangen in der grueben gefunden, die sich

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auch nit abtreiben haben lassen wellen. Denen ist sein leib bevolchen worden. Das ist domals für ain sonders zaichen von menigclichem gehalten worden. Gemanet mich an ain begrebt, so vor der zeit warhaftigclichen zu Alberspach im closter beschehen. Bei leben abts Alexii ist ain


  1. predicanten zu Balingen] Keim, Schwäbische Reformationsgeschichte s. 31, nennt Karsthans als Balinger praedicanten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_287.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)