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die kunten sich derhalben wol mit ainandern vergleichen, ohne biderleut, wie man sprücht.

Schier ein gleichförmiges begab sich anno 154[3][1], als bischof Otto von Augspurg zu Dillingen warde consecrirt[2].

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Do berüeft der bischof ainmals nach dem morgenessen den alten herren Georgen von Rechperg, so zu Kelminz saß, und hielt den lang mit reden uf, wie dann die fürsten im brauch, das sie nach dem essen lang pflegen zu steen. Das wellt nun dem gueten alten zuvil werden, het auch ob disch

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weidlich zecht und konte das wasser nit lenger halten, muest das hölles tags ofenlichen vorm bischof und menigclichem faren lassen, das ain großer floz von ime in sal liefe. Es lachet menigclich. Zu letzst weicht er vom bischof, schüttlet den ainen ermel am rock, sprechendt: »Ich waiß nit, wie

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es zugeet, es haben mir die bueben wasser in erml geschütt,» gieng damit hinweg. Dieser rede ward noch mehr gelacht, dann man sahe im die hosen noch triefen, und waren weder bueben, noch medlin bei ime, die er het künden bezeihen, das sie im was boshait bewiesen hetten.

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Aber dem obgehörten beheimischen herren N. von Guettenstain sein vil seltzamer hendel am hof begegnet, under denen ich ain nit underlassen kan zu vermelden. Der kaiser Maximilian hielt anno 15[18][3] ain reichstag zu Augspurg. Was kurzweil dozumal daselbst mit rennen, stechen

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und andern sachen fürgenomen, darvon wer vil zu schreiben, insonderhait aber war das rennen und stechen das loblichest und am rumreichisten, dann es stach herr Hanns Jacob von Landow, ritter, als ain kaiserischer, herr Jörgen von Eblingen, ain pfalzgrevischen ritter, ledig herab. Das ward

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für ain großes gehalten und nit weniger, als so herr Kaii[4] het herrn Lanzeloten herab gestochen. Darauß machten die kaiserischen vil ruembs. Wer waist aber, mit was vorteil sollichs alles zugangen? Gleicherweis uf des mitler landtgrafen Wilhelms von Hessen hochzeit ein herzog von

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Lünenberg in ainem gesellenstechen ledig ward herab gerennt, das er mit der ainen datzen blib hangen und sich menig-


  1. 154[3] die zahl 3 ergänzt nach Pl. Braun, Geschichte der Bischöfe von Augsburg III, 366.
  2. consecrirt] hs. consecirt.
  3. 15[18] die minderzahl 18 ergänzt, da wohl dieser reichstag gemeint ist; vgl. Stetten, Geschichte der Stadt Augspurg I, 281.
  4. Kaii] d. i. Kaiîn, Keiîn; vgl. Lanzelet. Eine Erzählung von Ulrich von Zatzikhoven. Herausgegeben von K. A. Hahn, s. 68 ff. Über Keis Doppelwesen s. Sachse im Archiv f. n. Sprachen 29, 165 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_259.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)