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war beklaidt mit einer gueten, köstlichen zoblinen schauben, weit und groß, mit langen ermeln, als dozumal der sitt war. Wie heftig nun der von Guettenstain sich herfür trang, sovil mehr wolt graf Michel von Werthaim nit hünder im steen.

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Das mocht aber der herr von Guettenstain nit verguet haben, sonder vermaint, es were etwann ain quidam oder sonst ein gemainer mann, der nit wol bei sinnen, der treng sich auser dorhait also herfür; nam darab ain grose mühe, derhalben stieß er den gueten graf Michel etliche mal hünder

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sich, wolte ine in der verhöre keins wegs neben ime gedulden, noch wissen. Grave Michel, wiewol es ine erfrewt, das in der herr von Guettenstain nit kent, iedoch nam er die repulsam letzstlich zu eim verdruß an. Damit er im aber sein thorhait verwiß, ließ er sich mit fleiß von der

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vile leut hünder den von Guettenstain tringen. Dem hueb er den ain langen ermel von der schauben zum glimpflgisten uf, brunzt ime denselben ermel vol. Damit behielt er den ermel in der handt, schlich durch das gedreng hindurch, so lang er den ermel kunt erhalten. Wie er ine aber geen

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ließ, do fiel das wasser ußerm ermel in den sal vorm kaiser und den chur- und fürsten uf den boden, das ain groß gefloz warde. Es schempt sich der von Guettenstain nit wenig. So flohe menigclichem von ime und wiche. Do sahe man wol, wem der ermel naß war und drof, also das merthails

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vermainten, bemelter herr hett sich in disem gedreng seins wassers gelest und were im also missrathen, darum in aller handlung und verhöre von hoches und niders stands ain groß gelechter wardt. Es muest der kaiser, wie hoch er in dieser sach affectioniert war, selbs lachen. [440] Solch

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gespai thett dem von Guettenstain wee, kunt wol erachten, das der urhab von dem mit dem gaißbelz kem. Darum sagt er vor menigclichem, wie ain offenheizer oder wächter in aim gaißbelz sich neben ine gestellt und wie er so lüstigclich mit solchen bösen fauten sich von ime in dem

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gedrenge wider gestolen, der het ime ain solche schmach bewisen. Es ließ der kaiser gleich fragen und suechen, aber es het sich grave Michel in dem gedreng darvon gemacht. Gleichwol der kaiser hernach aller handlung avisirt worden, und wie es desshalben ergangen, darbei blib es. Baide

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herrn, graf Michel und der von Guettenstain, warden hernach vom kaiserischen hofgesündt mehrmals zu gast geladen und


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_258.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)