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besorgt auch mancher, er müeß bekennen, wie kaiser Antoninus sprach: «Soll ich mein weib von mir thon, so mueß ich ir das heiratguet auch wider zustellen[1]«; dann er ließ das römisch kaiserthumb, das er von der Faustina, seim

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weib, het, nit gern von sich, darumb litt er sich, das ime auch übel hierum zugeredt wardt. Kaiser Maximilian hielt graf Felixen von Werdenberg vil ruggens; er enthielt und verglait ine an seim hof, das sich die truchseßen gegen ime mit thättlicher handlung

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enthalten muesten. Indess fiel ein der reichstag zu Trier anno domini 15[12][2]. Dahin sagt[3] der kaiser ain tag an beiden partheien, da warden baide thail in gegenwurte und beisein Ir Majestat, etlicher der fürnempsten chur- und fürsten, und sonst etlicher[4] stende des reichs gegen ainandern verhört.

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Die truchseßen zogen den handel für ain mordt an und fielen dem kaiser zu fueß, rueften umb peinlichs rechtens gegen grafe Felixen an, das aber inen nit gestatet. Herzog Ulrich von Würtemberg war auch domals zu Trier, der half den truchseßen iren verhöretag ersten und handlt ganz

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gnedigclichen mit inen. Herr Wilhelm und herr Jörg, truchseß, hetten doctor Hanns Lupfdichen zu eim redner. Als nun [439] die verhöre fürgenommen, redt der doctor den anfang mit erschrocknem herzen. Do gaben die truchseßen für, graf Felixen parthei het das durch die dritt person

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angericht, das sich der doctor fürsehen sollt; da er wider Werdenberg weiter was reden oder handlen, stund darauf er würde haimlich uf der gasen oder in ander weg erstochen. Nachdem aber die truchseßen rätig, das sie den kaiser wolten zu eim richter, seitmals er den thetter gleich nach

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der that biß uf selbige zeit am hof enthalten, recusiern, da speret sich der doctor gar, den handel zu reden, und muest herr Jörg, truchseß, solchs vor dem kaiser selbs anzaigen und ain unpartheiischen richter begern. Aber es wardt abgeschlagen und blib unvertragen ansteen bis uf den

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reichstag zu Augspurg anno 1530, das graf Felix starb, wie hernach gemeldt würt. In diser verhöre, wie ernstlich die ware, begab sich ain


  1. zustellen] Si uxorem dimittimus, reddamus et dotem; s. Capitolinus, M. Antoninus C. XIX.
  2. 15[12] die minderzahl 12 fehlt in der hs.
  3. Dahin sagt] bis gestatet [z. 17] stimmt fast wörtlich überein mit Pappenheim, Chronik der Truchsessen von Waldburg I, 155.
  4. etlicher] hs. etliche.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_256.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)