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etlich tag, do niemands an den wagen und die rotte decke gedacht, ließ herr Johanns Wernher zu ingang des sommers die wagendecke herabnemen und seinen dienern capen und hosen darauß machen. An ainem feirtag frie standen baide

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schwestern uf, sahen zum fenster auß, dieweil es ain sollicher schöner tag war; so ersicht die witfraw von Stöfeln die knecht in den hüpschen hosen, verwundert sich ires schwagers miltigkait, weist das irer schwester. Es war inen gleich seltzam. Aber über etlich tag kam ain magt und

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sprach: sie were in der scheur gewest und die wagendeckin were darvon. Die witfraw befaret sich der bosshait, und da sie den grundt erfure, da markt sie wol, das an irem schwager nichs zu gewinen, dann er het ir ain schwarze wagendeckin lassen zurichten; damit muest sie von ires

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gespais wegen verguet haben. Hernach hat er sein Iebenlang ungereimbte farben in seinen claidungen gehapt, als nemlich mörlegraw, die farben schwarz, eschenfarb und gelb. Aber marggraf Ernst von Baden der übertraff in, der hett nur schwarz und eschenfarb zu farben. Es kam letzstlich dahin,

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da man von ainer ungeschaffnen farb sagen, sprach man, es were die zimbrisch farb.* Im andern jhar, namlich anno domini 1516, hat sie grave Jörg von Lupfen genommen, bei dem sie nun ain sone, Joachim genannt, überkomen. Die hochzeit ist dozumal zu

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Mösskirch bei herrn Johannsen Wernhern von Zimbern gewesen. Bald hernach haben sich baide schwäger, graf Jörg und herr Johanns Wernher, verglichen und ire ausstendige schult in Hessen an die landtgrefin und ire zugegebne räthe erfordert. Die haben sie von Martpurg auß gleichfals mit

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worten [425] bezalt, mit vermeldung, die vorigen räth seien irer regierung abgedretten, das sie nit wissen megen, was die selbigen in diser oder andern sachen gehandelt, dann sie haben über vilfeltige beschehne ermanung irer verwaltung weder bericht, rechnung oder bezallung gethon; so sie aber

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das thuen werden, wellen sie sich gepürlichen halten. In somma, es ist aller verzug alda gewesen; dann demnach sie die herrschaft Bickenbach iez kaufweis an sich gepracht, haben sie vermaint, die gueten herren mit worten abzutreiben und inen umb das überig nichs zu geben. Derhalben

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handleten graf Jörg und herr Johanns Wernher mit Philipsen Echtern, mit dessen rath die handlung dohin gepracht, das sich der churfürst zu Menz, graf Eberhart von Künigstain,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_224.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)