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gab sich aber vil anders, dann zu der herrschaft Bickenbach gehört ain dorf, genannt Oberrorheim; dasselbig ward von den alten herren von Bickenbach, oder villeucht von den schenken von Erpach umb 1800 gulden hauptguet gegen

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denen stiften zu Wormbs und andern verschriben worden. Dieweil aber in etlichen jharen in solcher turba, do niemandts wüste, wess Bickenbach bleiben, kain zins wolte geraicht werden, manten die gleubiger die underthonnen zu Oberrorheim in laistung, triben sie mit rotweilischem und

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andern gerichten; derhalben zogen die hessischen räth die bezallung uf, mit anzaig, graf Christof von Werdenberg und herr Johanns Wernher hetten inen die herrschaft Bickenbach für frei ledig und aigen zu kaufen geben; so befindt sich aber, das ob ernempt dorf, in der herrschaft gelegen, umb

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ain namhafte somma gelts verschriben, welches sie, die verkeufer, im kauf verschwigen und nit angezaigt; derhalben seien sie urpittig, die überig bezallung vermeg ufgerichter verträg zu thuon, doch sover sie von irer gemahln wegen die beschwerdt zuvor abthuon und das dorf ledigen. Hergegen

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so wandten baide herren von wegen irer gemahln für, es hette weilunt landtgraf Wilhelm die herrschaft Bickenbach, so doch ohne mittel oder zweifel irer gemahln vätterlich erb were, ingenomen, etlich und nit wenig jar ingehapt, die mit allen nutzungen genossen; die hetten sie dem

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fürstenthumb Hessen, was sie daran ansprach oder gerechtigkait gehapt, mit aller ufgehepter nutzung umb ain todten pfening zu kaufen geben, derhalben sie billich sich benügen lassen und irer gemahln die bezallung nit weiter ufhalten sollten; das sie aber von inen bezigen, sie haben die beschwerden

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uf Oberrorheim im kauf verschwigen, geschehe inen unrecht, dann sie hierum kain wissens haben künden, seitmals iren gemahln die herrschaft also in iren küntlichen, unmündigen jharen gewaltigclichen seie entwert worden und das hernach nieh ingehapt, wie sie dann dessen bericht hetten sein

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künden, vil weniger das sie hievon im kauf meldung thon hetten künden. Dieser stritt hat so lang geweret, das baid herren, Zimbern und Stöfel, bei dem churfürsten zu Sachsen, herzog Friderrichen, als obersten formünder sich desshalber beclagt und begert, die regierung in Hessen dahin zu weisen, das

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sie inen die überig bezallung lenger nit ufhalten wellen. Das hat nun der churfürst gethon, den räthen ernstlichen geschriben. Gleichwol wenig damit außgericht worden, dann


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_221.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)