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lich gesagt, waverr im die frölin in sein gewalt kommen, wurden sie allain von ime zu schanden und aller ippigkait erzogen sein worden. Die het er hernach seins gefallens verheirat und inen ire güeter umb ain todten pfening, wie

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man sprücht, bezallen künden. Dann was sollte aim sollichen unreinen Satyro zu getrawen sein, der, damit ich under vielen nur ains oder zwai melde, uf seiner hochzeit mit ainer sollichen edlen herzogin ein newe form ehlicher vermischung erdacht zu haben vermaint, die erstlichs und helles tags uf

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ain boden gelegt und mit aim gewalt ganz unbeschaidenlich mit irem höchsten schmerzen und nachteil gehandelt; neben dem er ainer solchen gewonhait sich angemast, das er mehrmals mit dem frawenzimmer nach essens spazieren gangen, eine under inen, die im gefellig gewest, an die handt

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genommen, mit derselbigen allain in waldt gedretten, nachgends mit derselben zu seiner gelegenhait in beisein seiner gemahl, der fürstin, die sich desshalben nit regen dörfen, wider kommen, unangesehen das sie baide mit rotten oren und zerstrewtem har, wie man vom kaiser Augusto[1] schreibt,

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gesehen sein worden. Als nun die zwai vilgedachten frölin von Erpach ungefärlich bei zwaien jharen uf Reichenberg erzogen, in mittler weil Bickenbach außer iren handen kommen, warde die von Werdenberg, ir fraw muetter, mehrmals bedenken, was

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letzstlich hierauß ervolgen, insonderhait so sie erwage, welcher maßen der landtgraf iren döchtern nachgestellt [418] und sie außer Reichenberg erfordert het, darbei auch in sorgen steen müest, der landtgraf wurde sie nit ufsetzen, sonder uf mittel und weg, damit er sie nochmals zu handen bringen

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megt, nachgedenken, insonderhait megte er schenk Eberharten in diser pfalzgrevischen vechde leichtlichen engsten und ersuchen, das er ime auch seins undanks die frölin übergeben müeste; zudem wie kuntbar, das die frölin also hinleslich und ohne alle sorg uf Reichenberg erzogen

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wurden, als kain wunder gewesen, das sie durch zufellige krankhaiten oder in ander wege umb ir leben kommen; dann ainmal gewiss, das sie baide in ir jugendt uf Reichenberg sovil castanien und ander ops gessen, das inen sollichs ir lebenlang an irer gesundthait mangel gebracht hat; zu dem

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ain gemainer leumedt ußroch, schenk Eberhart hette ime


  1. kaiser Augusto] s. Suetonius, Octavius Augustus c. LXIX.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_210.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)