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Mergenthaim uf aim tag, den fast[1] die ganz ritterschaft im landt zu Franken besucht, auch fürbringen, mit dem anhang, woverr er sich ußer der veste ihe besorgen, wurde er gleichwol wider seinen willen dahin trüngen, das schloß und

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herrschaft Bickenbach einzunemen; darauf schenk Eberhart die antwurt gab, er wiste und getrawete Bickenbach wol zu erhalten. Hierauf begab sich, das in kürze hernach landtgraf Wilhelm mit aim haufen kriegsvolk zu ross und zu fueß die Bergstraß herauf zohe, und, als er unferr von Bickenbach,

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ließ er das schloß Bickenbach, darin Hanns Gans von Neuses amptman, berennen und uffordern. Derselbig, wiewol der landtgraf dozumal mit kainem geschütz verfast, auch kain lange oder beharrliche belegerung hette beharren künden, übergab er das edel schloß sampt der herrschaft dem

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landtgrafen wider allen edelmans trawen und glauben, ohne alle vorgehende not. Der landtgraf, dem sollichs ain gemachts spill, nam das übergeben des Gansen mit hochem erbieten an, ritt uf das schloß, welches er alsbald eingenomen, besatzt und widerumb von dannen schiede.

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Dergestalt ist Bickenbach, das edel schloß, sampt der herrschaft, ußer schenk Eberharts und der jungen frölin handen in des landtgraven gewalt kommen. Er hat auch sonst kain titul oder ansprach darzu in kainen weg gehapt oder haben künden. Von Bickenbach ist der landtgraf den nechsten

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die Bergstraßen heraufzogen, [416] und als er durch seine kuntschafter erfaren, das der churfürst, pfalzgraf Philips, mit gar wenig kriegsvolk im schloß zu Haidelberg sich enthalte, hat er etlich veldtgeschütz, das er in der eil hin und wider ufgebracht[2], welches er die nacht seins gefallens gelegert.

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Des morgens früe gegen tag ist er mit seinen reutern und knechten uf dem berg, der dann geradt über den Necker gegen dem schloß und der statt Haidelberg gelegen, gehalten; do haben seine trommeter und herpauker mit dem tag ufblasen müeßen. Hernach hat er[3] acht oder zehen

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falkenetle ins schloß zu Haidelberg in die gemach und die techer geen lassen; darauf die trommeter das lied plasen müeßen: «Hat dich der schimpf gerowen[4]»; hernach widerumb geschossen, und als er die abenteur lang getriben, ist


  1. fast] hs. schafft.
  2. ufgebracht] nach ufgebracht ist ein zeitwort, etwa, zugericht, zu ergänzen.
  3. er] hs. in.
  4. gerowen] über dies lied s. Rommel Philipp der Großmüthige I, 462, wo dessen anfang lautet: »Hat dich der schimpf gereuet, so zeug nun wider heim.«
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_207.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)