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maß!» wol in achtung zu haben. Bemelter schenk Erasmus, der für sich selbs ain frome, ufrechte und unschalkbare art in im gehabt, ist durch das gnaw ufsehen seines hern vatterns, auch der hofmaister unbeschaidenhait oder

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unverstandt dohin gerathen und in ain solche gewonhait kommen, das er hernach, wie sein herr vatter mit todt abgangen gewesen und er erwachsen, sich kains regiments frölichen underziehen dörfen, sonder ist alles durch seine hofmaister und preceptores guberniert worden; hat nit höcher, dann

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dieselbigen, suspicirn dörfen, sonder allain, so im was fürkommen oder fürgebracht, mermals gesagt: «Was Johannes rath, dem solt ir nachkommen!« Aber in solchen fellen nit allain des mentschen verstand, sonder auch oftermalen das fatum oder die ordnung Gottes sein fürgang haben und

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durch mittel ins werk mueß gericht werden. Sein herr vatter ist im vil zue früe gestorben, ist alles hernach durch die tutores und curatores, insonderhait aber durch die churfürstliche Pfalz, als den landsfürsten gehandelt worden. Er ist ain ainziger son gewest und den die gedechtnus seiner

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vorfarn und anherrn, änis und herrn vatterns gnugsam het megen recomendiern. So waren aber uf der andern seiten seine vettern, schenk Eberhart, schenk Jörg und dann schenk Veltin, die waren kriegsleut und die zu gebrauchen waren; zu denen, als vasallen und deren dienst zu hoffen, hielt sich

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mertails die Pfalz. Ime warde anno 1485 durch underhandlung graf Craften von Hohenloe, herr Mang Ulrichen marschalk von Bappenheim, ritter, und Hannsen von Rottenstain frölin Elsbeth von Werdenberg, weilunt graf Jörgen und frawen Catharina marggrefin von Baden dochter, elichen

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verheirat, und ist solche heirats abrede zu Hailprunen in obberüertem[1] jar uf Bartolomei beschehen, darauf umb Martini die hochzeit zu Erbach gehalten worden. Sie lebten etliche jar bei ainandern. Von iezgehörter seiner gemahl hat er ain ainigen sone, Philipus genannt, bekommen, der

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ist doch nit gar järig gestorben; dann er, schenk Erasmus, die fürsorg getragen, dem sone sei die zung nit recht oder genug geleset, als auch villeucht wol mag die mainung gegewesen sein, hat er den saugamen und weibern bevolchen, dem kindt die zungen noch mehr zu lesen, darauß gevolget,

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das sie so gar grob und ungeschickt mit dem unschuldigen


  1. obberüertem] hs. obberuerptem.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_199.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)