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helm gehabt, ain namen geschepft und sie »Paciens« oder »Gedult« genannt, derhalben auch verhofft, mehr gerechtigkait zu ir zu haben, seitmals im sein gemahl die so oft erlaupt und geben. Darauf er auch so guete kuntschaft mit

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derselbigen gemacht, das er allen willen erhalten. Das ist nun so lang ansteen bliben und die sachen so unfürsichtigclichen practiciert, das die fraw sollichs letzstlich merken müeßen. Die ist mehrmals hernach geschlichen, aber nie was unrechts befinden künden. Uf ain zeit hat dise Patiens

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irer frawen sollen ain sondern wein im keller hollen, welches der herr wargenommen, derhalben ir eilendts nachgefolgt, im keller sie ergriffen, an ain vaß gelaint und sich wenig seines gemahls ankunft besorgt. Dieselbig aber hat ir kuntschaft durch ire alten aroelles gehapt, ist eilends [409] nacher

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geschlichen und ieren herren an der that beim vaß ergriffen. Wer ist übler erschrocken, dann der herr und sein Patiens? Iedoch hat der herr ain herz gefast und auser der fürfallenden not ain tugendt gemacht, damit den spieß auser der Patienten gezogen, die fraw mit ungestimme erwischt, an das

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vorig vaß gelaint und kegklichen in sie gestochen. Also ist der krieg domals gericht worden. Gleichwol hernach, als dise that für der frawen freintschaft kommen und alle motiva und ursachen von baiden partheien gehört, hat die guet fraw den unglimpfen erlangt und von iren gefreundten

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sovil berichts empfangen, das sie hinfüro irem herren, so tags, so nachts, alle freuntschaft erwisen und den nit mehr zu der Patiente oder der Gedult abfertigen solle, wie hievor. Gar nahe in solcher gestalt, aber etwas lecherlicher, ist es herr Hanns Jacoben von Landaw, ritter, uf ain zeit

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ergangen, das der gedechtnus würdig und ime ain ieder ain warnung soll sein lassen. Er ist uf ain zeit in seiner jugendt in ainer heiratsversamlung etlicher vom adel in ainer statt etliche tag gewest. Nun hat er aber mit seiner basen und fraindin, ainer cammerjunkfraw oder eisenhuet, wie man

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solliche leut gemainlich nempt, sovil kuntschaft gemacht, das sie ain andern in ain alts, finsters kuchele beschaiden und verzilt. Wie sie nun zusammen kommen, hat herr Hanns Jacob die gueten dürnen an die wandt seins erachtens gelaint und mit ir anfahen im pret zu spilen. So ist es aber

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ain theur gewesen, die ist in ain stuben gangen, darin sein etlich vom adel mit iren weibern gesessen und sich des heirats halb, als der sich etwas hat stoßen wellen, in aller


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_197.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)