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imponirt. In wenig tagen, als der Chremes in seinem fürnemen beharren wellen, hat die grevin von Nassaw der dienerin bevolhen, dem herren mit worten zu willfaren und den zu beschaiden, doch bei nacht in der finstere ein zeit

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bestimmen, zu der sie selbs zu im komen welle. Wie nun solchs alles nach der frawen bevelch und anschicken versehen, hat die grevin der magt oder der dienerin klaider und allen gewonnlichen ornat angelegt, hat sich also in aller stille und finstere an das bestimpt und ernempt ort

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verfüegt, daselbst sie nit lang gewartet oder bliben. Der guet herr ist kommen, der hat sich waidlich nach gelegenhait uf der pann gedumelt, auch nit anders gewist oder vermaint, dann den eisenhuet bei sich zu haben. Under andern reden, so sich in diser comedia begeben, soll herr Conrat sich

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merken lassen, er hab sein hausfraw noch der holseligkait nihe befunden. Wiewol nun sein gemahl sich biß anher mit reden und allen sachen anders nit gehalten, dann das sie unerkant [408] von im hat wellen abscheiden, villeucht der mainung, in oftermals also anzulassen und zu laichen,

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so hat sie doch zu solcher iezgehörter seiner rede nit schweigen oder sich enthalten kinden, sonder mit etwas ungestimme und ainer harten, rauchen rede ime alle verloffne sachen ufgehept und in dahin gebracht, das er etliche zeit von haus gewest, und, wie man sagt, so ist es darnach nit ein guete

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ehe gewest. Nit mag ich wissen, wie es dem erenwadel weiter ergangen, der billich weiser und sicherlicher handlen künden und zu ainer solchen zerrüttung nit ursach geben. Aber es ist der alt weltbrauch, das wenig weibsbildern zu vertrawen, dann in solchen fellen vill erlicher und weiser

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leut betrogen[1], die von inen in die eußereste geferde und not seind jemerlichen verfüert worden. * [1488] Ich hab von disem herr Conradten von Bickenbach[2] in ainem gar alten geschribnen buch ain lied gefunden, das im würt namlichen zugeschriben, und seitmals auch

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anderer fürnemer leuten lieder, die sie selbs gedicht und gemacht, darbei gestanden, wie hernach volgen würt, so glaub ich genzlich, herr Conrad seie des orts auch der autor, und dem verborgnen sinn nach zu rechnen, so mag das lied uf die obgeherte historia gedeutet werden.


  1. betrogen] hs. betragen.
  2. Bickenbach] vgl. über Conrad von Bickenbach aus dieser chronik, Hagen, Minnesinger IV, 760.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_193.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)