Seite:De Zimmerische Chronik 2 177.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gesagt, mit dem gespenst misslungen, do ist ein caplon zu Mösskirch gewesen, hat s. Sebastians pfrundt gehabt, genannt herr Johann Molitoris, der ist neben dem, das er wolgelert und fürbündig uf der canzel, auch wol bestimt im

5

chor, so hoffertig und hochtragendt gewesen, zu dem auch das er mit seiner klaidung schier zuvil weltlich und cöstlich, das menigclich darab ain misfallen. Derhalben, als uf ain feueraubent die priester und andre, wie noch gepreuchlich, uf den Mark spaziern giengen, wardt er seiner

10

überschwengklichen hoffart halb von aim andern caplon, seinem mitchorbrueder, angeredt und mit senften und gueten worten darumb gestraft. Darauf gab herr Hanns Molitoris kain andere antwurt, dann «ich vermags, ich vermags,» als wolt er sagen, ich habs mit der kunst und sonst in meinem

15

vermegen, das ichs waiß hinauß zu bringen. Darbei bleibe es uf dißmal. Aber herr Hanns Molitoris name dise rede und brüederliche straff seins mitcorbrueders so hoch zu herzen, gieng in sich selbs, vermaint villeucht, seiner seelen sonst in andere weg nit reten künden, sonder resignirt sein

20

caplonei herr Johannsen Wernhern als dem collatori; beschach nit über acht tag, nachdem ime sein mangel, wie oblaut, undersagt war worden. Gleich des andern tags schied er von Mösskirch und ergab sich uf derselben rais in die Charthus zum Gutlenstain[1] bei Urach, darin er den

25

Charthaüser orden anname; ist auch vil jhar in solchem orden verharret und letzstlich darin gestorben. Die zeit er in der Charthaus gewesen, ist er vom bösen gaist vil angefochten worden; der hat im so [399] vil plagen angethon, das er gar nahe weder tag oder nacht ainiche ruhe vor ime

30

gehabt. Solliche beschwerde hat er vil jhar gedulden müeßen und sich damit vil erlitten. Der allmechtig waist die ursach, warumb es beschehen, oder was er damit über in verhengen hat wellen. Von alter und von unverdechtlichen jharen here haben

35

unsere eltfordern dem hochloblichen sacrament vil und großer ehr bewisen, insonderhait uf das vest unsers herren fronleichnams dag und dann uf den uffart dag, so man umb den esch pfligt zu reiten. Uf denselbigen und dann den fron-


  1. Gutlenstein] die Karthause Güterstein, ad lapidem bonum, volksetymol. uralte sagenhafte Marienkirche; Gütelstein siehe Ob.A.Beschreibung von Urach S. 142 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_177.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)