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hochzeit zu Geroltzeck und hernach die haimfürung zu Engen gehalten und dorft nit vil underhandlens, sonder liesents zu allen tailen beim nechsten bleiben. *

* [1527] Also haben wir vor jaren deren gespens vil

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gehabt und das der bes gaist an vil orten sein gaugelspill getriben. Bei unser vätter zeiten, vor fünfzig jaren, do hat es auch ain wunderbarlichs gespens manche jar gehabt in aim holz zwüschen Ravenspurg und Zustorf, genannt das Gartenholz, hat den Cremlichen zu Hasenweiler zugehert,

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auch denen von Ravenspurg, gen Wesetsweiler[1]. Das gespens ist gewesen in ainer gestalt, wie ain klains fülhe, schneeweiß, und hat mertails denen, so durch das holz gewandlet, auch helles dags, vil bosshaiten und widertriefs zugefüegt, sonderlich denen, die es haben gefürcht oder

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entsessen, wie sich der vilmals hat begeben, das etliche sein erschreckt worden, das sie gestorben. Und sagt man sonderlichen, das es zu selbigen zeiten ain pfaffen hab gehapt zu Hatzenweiler[2], dem hat es vor ander leuten sovil blagen angethon, das er sein krank worden und darob erlamet ist.

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Man sagt, es sei ainest ain mair ab dem markt zu Ravenspurg kommen und an aim sambstag spat durch das holz geriten, do sei dis füle hinder in ufs ross gesprungen, hab das ain gute weil hinder ime füren müßen, darab er dermaßen erschrocken, das, wie er haim kommen, im die zen

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ußgefallen, krank worden und am dritten tag gestorben sei. Gründtlichen hat man nie erfaren künden, woher diß gespenst kommen, oder uß was ursachen es sich erhept. Umb die jar nach Cristi gepurt 1510 ongevärlich soll es ain anfang genommen und zum ersten gespürt und gesehen sein

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worden. Die alten haben fabulirt, es hab der bes gaist vor jaren ain pfaffenkellere[3] hingeführt, die hab er in solcher gestalt eins weisen füles daher geordnet, aber man hat dessen kain rechten grund. Es haben etliche von Dankertschweiler einsmals wellen gen Ravenspurg, do ist es inen under wegen

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helles tags vorgeloffen. Sie sein nichts desto weniger fürgangen, do hat sie bedeucht, das füle blib im weg still sthen und werde so hoch, das sie under ime durch gen wellen. Iedoch sein sie immer fortgangen, do ist es zu letst vor


  1. Wesetsweiler] d. i. Wechsetsweiller.
  2. Hatzenweiler] d. i. Hassenweiler.
  3. pfaffenkellere] über pfaffenköchinnen, die vom teufel in pferde verwandelt und auch von ihm mit hufeisen beschlagen und geritten werden s. Liebrecht, Germania XVIIII, 180.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_173.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)