Seite:De Zimmerische Chronik 2 162.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Negker gezogen. Da ist inen der Schmeller nachgefolgt und sie nit weniger, als vormals uf dem schloß, unrub gemacht. Mitlerweil und sie zu Rotenburg gewonet, auch das schloß öde gestanden, haben etlich paurnknecht und jung

5

volk zu Ringingen im würtshaus hünder dem wein sich versprochen, ain nacht uf dem schloß zu sein und, was doch der gaist für ain abenteur treib, zu erkündigen, derhalben sie helles tags in das öde schloß gangen, essen und trinken, auch liechter nach notturft für ain nacht mit sich genomen,

10

haben das böst gemach eingenomen und beschlossen, und dieweil es aber winters zeiten und ser kalt, haben sie die stuben zuvor wol gewermbt und sein nachgends ganz frölich gewesen. Nach dem nachtessen haben sie ain rüebigen schlaff gethon und nichs gehört, sonder ganz still gewesen.

15

Umb mitternacht aber hat die hitz in der stuben nachgelassen, dann das feur im offen schier gar abgangen gewesen. Als sie nun umb die mitternacht erwacht und ganz kalt in der stuben, hat kainer für die thür dörfen, das feur scheurn, sonder ihe ainer den andern ermanet. Wie nun

20

kainer hinauß dörfen und ain guete weil ainandern darumb angeredt und gespait, ist der gaist zu letst die stegen hinauf gangen, das sie in wol hören mügen. Er hat das feur gescheurt und die stuben in ainer kürze also erhaizt, das sie ersticken wellen und inen kain anderer behelf sein, dann

25

das sie die köpf zum fenster hinauß botten, also des tags und der gelegenhait zu entrinnen erwartet. Wie sie nun in gröster not, hat er die stubenthür, unangesehen das die gar wol verriglet gewesen, unversehenlich ufgethon, ist under der stubenthür gestanden in mentschlicher gestalt, wie sie

30

in alle hievor vilmal gesehen und erkennt gehabt, und gesprochen, ob es aber warm genug seie; und als im niemands antwurten dörfen, sonder so erschrocken gewesen, das sie mehr den dodten, dann den lebendigen gleichnet, do hat er die stubenthür wider zugethon, ist darvon zogen,

35

inen weiters kain nachtail zugefüegt. Morgens, als es heller tag worden und die son wol aufgangen, haben sies gewagt und sein mit großer forcht und erschrecken widerumb auß dem schloß in das dorf gangen, und hinach hat sie nit mehr gelust, in disem ungeheuren schloß übernacht zu sein, oder

40

umb ain solchen sorgclichen offenhaizer sich zu bewerben, gleichwol inen weder an irem leib, oder leben weiters nichs hernach gefolgt. Ist inen derhalben glücklichen ergangen

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_162.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)