Seite:De Zimmerische Chronik 2 155.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gesandte diener erkundigen lassen. Vor vil jaren ist ains priesters magdt oder kellerin von Hausen, daselbs am Andelspach gelegen, gegen aubents hinüber geen Bittelschieß gangen; dero ist das wuoteshere[1], wie vor zeiten vil

5

beschehen, am wege ufgestoßen, oder villeucht ist es sonst ain gespenst gewesen. Sollich gespenst, so da wie ain jeger gewest, hat die kellerin begriffen und die gewaltigclichen den weg mit sich genomen und vor im anhin getriben. Die guet fraw hat sich gewideret und geschrawen, aber nichs

10

erschießen oder helfen mügen, sonder ires undanks fort gemiest. Indess ist ain kriegsman, ein thail sagen, es sei ain farender schuler gewesen, wie man derselbigen vor zeiten vil gefunden, andere aber wellen, es sei ain paursman gewesen, genannt Jacob Algewer, der kellerin und dem

15

gespenst ohn alle geverd begegnet. Den hat die kellerin umb Gottes willen von ferrem umb hilf angeschrawen und gebetten, sie zu erledigen, mit vermeldung, waver er so durstig und mit der bloßen weer sie und das gespenst werd dürfen bekraisen, so meg sie erlediget werden. Derselbig soll so

20

mannlich gewesen sein, das er dem gespenst begegnet und wie die kellerin begert, in der eil aber allain sie bekraiset hat. Und wiewol sie uf der statt also im kraiß bliben, so hat sie doch das gespenst nit allenclichen verlassen wellen, derhalben der kriegsman oder farend schueler, oder wer er

25

dann gewesen, mit der weer nach im gehawen, und in selbigem straich soll er dem gespenst das jegerhorn vom maul hinweg gehawen haben, das solchs in den kraiß gefallen und auch bliben. Damit ist der jeger mit allem seim gescheft in lüften [2] mit aim großen gedös, klingln und geschrai

30

darvon gefaren, und hiemit soll die pfaffenkellerin erhalten sein worden. Das jegerhorn, so in kraiß gefallen, ist dozumal zu ewiger gedechtnus der sachen in die kirchen zu Büttelschieß ufgehenkt worden und vil jhar darin bliben, ist aber bei wenig jharen darauß kommen, das niemandts waist,

35

wohin. Und wiewol es ain unachtbares horn an im selbs, so ist doch güetlich zu glauben, das es von aim antiquario, oder aim, so diese iezgehörte abentewr bewist, von wunders wegen erhebt und abwegs gethon seie worden. Dieses


  1. wuoteshere] hs. wuosteshere, s. hierüber Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben I, 33. 37. 40. 47, und desselben Wörterbüchlein zum Volksthümlichen s. 68. Aus Schwaben I 89 ff.
  2. lüften] hs. lusten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_155.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)