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verdient. Insonderhait hat es von dem alten Hannsen Gremlichen auch meldung gethon, namlichen das es ine gesehen in ainem feurinen sessel sitzen und seie noch ain lerer feurner sessel neben ime gestanden. Do hab er zum mädlin

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gesagt: «Sprüch zum Gremlich, er hab den zehenden und anders zu Bittelschüeß biß anhero eingezogen und den gewaltigclichen mit wenig fuegen ingenomen, dann es gehöre dem alten gestift daselbs und nit ime! waverr er nun [uf] überfeltige beschehne warnungen nit abstanden werde, so

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seie im diser sessel auch zuberait, darnach soll er sich wissen zu richten.» So baldt dise reden dem jungen Hannsen Gremlichen und seinen sönen, Diepoldten, Hannsen und Jacoben fürkommen, haben sie bei des mädlins freuntschaft und andern gepürlichen orten sovil angehalten, das dem

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mädlin silentium imponirt und hievon weiters nichs reden dürfen; also ist der sachen geschwigen und allerdings wider erloschen. Gott waist, wie es umb dise oder andere abgestorbnen ain gestalt hat, dann welcher ist ihe wider kommen von dem todt, der aigentlichen und mit aim grundt von

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jener welt warhaftigclichen hab reden künden? * [1280] Die dochter, so den alten Gremlichen in ainem feurinen sessel sehen sitzen, hat wollen von Nickhofen getn Dietfurt geen. Wie sie aber durch den waldt, genannt der Butz, gangen, sein zwen schwarz reuter [1] ir begegnet. Der

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ain hat ir die hendt gebotten, aber sie hat sich gewideret. Do haben dieselbigen raisigen ainandern geholfen und sie in ein dunkele hüele gefiert, unferr von der straßen. Daselbst hat sie wunderbarliche ding von denen Gremlichen gesehen, wie das die historia vermag. Und als der alt

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Gremlich allerlai mit ir gespracht, do ist hendtschuch bei dem außgang der hüelin gehangen, hat er zu ir gesagt: «Eil geschwindt, das du disen hentschuch anrüerest! oder du muest ewiglichen hieinnen bleiben.» Das hat sie gethon und ist damit erledigt gewesen, das sie wider darvon kommen,

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und hat sich darnach [1281] oftermals vernemen lassen, sie vermain grundtlich, waverr sie des gaists warnung übersehen, sie hett daselbst innen bleiben müeßen. * * [1540] Es hat noch, wie man sagt, die manier kain ort. Der iezig Jacob Gremlich soll seiner gemaind, denen

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von Menningen, ain wisen, genannt der Brüel, haben einge-


  1. schwarz reuter] über gespenstige reiter s. Birlinger, Volksthümliches I, 24 ff. Aus Schwaben I, 220 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_153.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)