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holfen waren, steigen mueste[1]. Es konnte aber so geschwindt nit zugeen, der gueten junkfrawen empfiel ain michels kegele uf den disch, nit weit von herr Gottfriden. Aber sie fuor darvon, [386] ir macht iederman platz. Herr Gottfridt schrie

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ir nach: «Botz mag! jungfraw, nemts mit!» Darvon entstuendte ain sollichs gelechter, und mueste man ain frischen disch machen. * [1293] Fridberg in der Wederaw ist ain fürnemen ganerbenhaus und darauf sich die vom adel in selbiger

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landtsart vil verlassen und dessen vertröst haben. Der alt churfürst, pfalzgrave Philips, als er dann ain tugenlicher, demüetiger fürst gewesen, wie dann alle pfalzgraven von vil jharen here solcher fürstlicher und anmuetiger tugendt für andere fürsten berüembt sein, hat er uf ain zeit vor

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fassnacht mit wenig hofgesündts oder volks, merthails grafen und herren in der Wederow und uf dem Ottenwaldt haimgesucht und also mit seiner nachpurschaft ganz frölich gewesen. Under anderm hat er die von der ritterschaft uf Fridberg auch haimgesucht; an alten orten und uf allen

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heusern, wohin er kommen, ist ime alle er und frewdt, so man haben künden, wie billich bewisen worden, insonderhait haben sich die vom adel beflissen, als er zu inen uf Fridberg kommen. Die haben im under andern kurzweiln ain cöstliche fassnacht und dänz gehalten. So ist auch der

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alt chürfürst ganz frölich gewesen und hat sich gegen menigclichem ganz gnedigclihen erzaigt; insonderhait gegen denen edlen frawen und jungkfrawen ist er ganz holtsellig gewesen. Zu denen ist er gesessen und iezo mit der, dann mit ainer andern ganz holtselligclichen gesprachet. Under

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andern jungkfrawen, bei denen er also sein gesprech gehabt, ist er zu ainer gerathen, die villeucht nicht die höfflichest under dem haufen, oder umb solche hoche leut vil hab gewonet. Zu der hat er under anderm gesagt: »Jungfraw, man hat nechten spat in die nacht gedanzet, ir und

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andere jungkfrawen haben mich übel betauret, dann ir vil staubs haben müeßen einnemen.» Darauf soll sie geantwurt haben: »Ja, gnedigister herr, es hat seer gestoben, ich glaub, wol ein sechter (ist ein meß, so man bei uns


  1. steigen mueste] über die gewohnheit über den tisch zu springen, wenn man hinter demselben vor wollte, s. Liebrecht, Germania XIV, 394; vgl. noch Germania XXV, 296.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_133.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)