Seite:De Zimmerische Chronik 2 126.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem notlichen wesen, das herr Gottfridt freiherr von Zimbern an ime gehabt, meldung gethon; dieweil er aber deren handlungen vil mehr gehabt, kan ich nit wol underlassen, derselbigen etliche mit stillschweigen zu umbgeen. Dann

5

als Hainrich von Rechberg, weilunt Hannsen von Rechbergs zum Schramberg sone, in etwas widerwillen und missverstande stuende mit seinem schwager, . . . von Clingenberg, dann sie zwen hetten zwo schwestern, waren herren Johannsen Wernhers freiherren zu Schwarzenberg erbtöchtern, kame

10

er uf ain zeit zu herr Gottfriden von Zimbern, der dozumal sein haushaltung im schloß zu Seedorf, seitmals der Schramberg unferr von Seedorf gelegen. Nun war herr Gottfridt des morgens früe in ainem fenster und sahe bemelten Hainrichen von Rechberg selb ander mit ainem diener über den

15

werd reiten. Als er gar nache zum schloß komen, rueft ine herr Gottfridt an, was er so früe thon wellte und wa hinauß; antwurt im Hainrich von Rechberg, er keme zu ime umb rath wider sein schwager von Clingenberg. Dieweil dann herr Gottfridt dem von Clingenberg gleichfals wie

20

Rechberg verwandt, wollte er kainem thail wider den andern rathen oder den ainen uf sich laden, derhalben, als Hainrich von Rechberg noch vor der schloßbrucken hielte, künte im herr Gottfridt den rath ab, mit vermeldung, was er zu ime umb rath keme, er wist im nit zu rathen, sprechende:

25

«Vetter, das dich[1] botz mag schende! was kumst du zu mir umb rath? wir baid seind nit witzig, ainandern zu rathen; ich wurd dich dergestalt nit einlassen; so du rath begerest, magst wol hinreiten, das dich botz mag schendt! ker umb! ich dich dergestalt nit einlaß.» Nun kante Hainrich von

30

Rechberg herren Gottfridts abenteurliche und notliche weis gar wol und ließ sich nit gleich abweisen; letzstlich sprach er: «Wolan, herr! so ir mir ihe wider mein schwager von Clingenberg nit rathen wellt, der euch gleichwol so nahe als mir verwandt ist, so will [383] ich von meinem vorhaben

35

absteen und will mit euch zu morgens essen.» Das gefiel dem alten herren Gottfriden, hieß ine einlassen und waren ganz frölich mit ainandern. In aim solchen hohen vertrawen und doch in ainer schlechten einfeltigen gestalt sein die alten, unsere vorfaren, einest im aureo seculo und da es

40

noch wol umb alle adelsstende deutscher nation beschaffen


  1. dich] hs. ditz.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_126.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)