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clichem am hof in sonderm hochen ansehen gewest. Was auch bemelter marggraf für haimliche ritt und raisen vorhanden (dann er ain lange zeit der künigclichen Majestat gubernator in Lützelburg gewest und vil zu handlen gehabt),

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hat er herr Johannsen Wernher gemainclich zu sich genomen. Nun wardt vor wenig jharen darvor weilunt graf Conradt von Tübingen, zu Liechtenegk seßhaft, mit todt vergangen. Dessen nachgelassne witib, fraw Sophia, war [365]

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ires geschlechts ain Böckline[1], zu Straßburg wonnende, die ward ob den sechzig tausendt guldin hauptguets reich geachtet, derhalben vil herren und vom adel umb sie warben. Dieweil nun obbemelter fürst, der marggraf, ain besondern gnedigen willen zu herren Johannsen Wernher, im auch wol

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bewisst, in was großen, verderblichen unfaal und abgang die freiherrn von Zimbern eingefüert, dieselben wider in ufgang zu bringen, gedacht er im handlungen fürzunemen, ob er im dise reich Böcklinen erwerben und zuwegen bringen mechte. Derhalben er oftermals geen Straßburg reiten was,

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nam herrn Johanns Wernhern mit im. Daselbst lag er oft ain monat, bankatirn und denz zu halten, darzu dann bemelte wittib berueft und geladen. In somma, der marggraf handelt ganz gnedigclichen in diser sach, dann durch sein anbringen und underhandlung bewilliget die Böckline, herr

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Johannsen Wernher zu nemen. Doch was sie ain solche stolze, hochmüetige bestia, wiewol sie nur vom adel, iedoch seitmals sie den graven von Tübingen vorhin gehabt, vermaint sie, iren stand und reputation verclaint haben, so sie zu aim freiherren sich vermehelt, unangesehen das die graven

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und freiherren in allen sessionen und stimen des hailigen reichs, auch uf allen hochen stiften und sonst ain gleichen standt, auch in gleicher würde ie walten here geacht und gehalten sein worden, ohne ainichen underschid, dann allain des namens. Derhalben ließ sie im, herrn Johannsen Wernhern,

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under andern conditionen, so dem heiratsnottel sollt inseriert werden, fürhalten, er wellte bei der künigclichen Majestat die freihait erlangen, damit er sich hinfüro ain grafen mechte schreiben, doch von ainer alten grafschaft, und sollte sich des namens Zimbern zu schreiben enthalten.

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Dise condition, von ainer solchen alten, außgemergelten


  1. Böckline] s. Schmid, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen s. 565.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_099.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)