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das handtwerk nit vil sein tag getriben, hat er herr Wilhalmen im scheren geschnitten, das im das bluet über das haupt herab geflossen, daz hierauß ain groß geschrai und gelehter von den alten herrn ervolgt. Uf die nechst

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fassnacht hernach hat sie grave Endres abermals zur Scheer geladen. Also uf die estrichen mittwochen, wie der prauch einest zur Scheer, das die medlin und megt, auch die jungen gesellen die eggen durch die Tonaw ziehen, do [hat][1] grave Endres angericht, das dieselbigen den jungen herren, herr

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Wilhelmen Wernhern, ufgefangen haben, der hat inen müeßen die eggen helfen durch die Tonaw ziehen. In der fassnacht und bei dem danz schluegen die jungen herren an und wolten die nechst nacht nach dem danz und grave Endres und die andern alten herren schlaffen gangen, ain

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schlafftrunk im frawenzimer thuon. Das beschach nun. Es hett sich aber herr Gottfridt Wernher verhündert, das er nit mit andern in das frawenzimmer gangen. Der schlich im haus darafter und kont die recht stuben [1282] nit finden. Hiezwischen aber hetten sich herr Wilhalm Wernher und die

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andern zu disch gesetzt und waren frölich. Under andern aber war ain edle fraw darbei, . . ., die befalch herr Wilhelm Wernhern, ob sach, das graf Endres villeucht komen wurde, so wellten sie alle under den disch sich verbergen, wiewol das ain unweiser rath was und der vil

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argwons und unraths het bringen megen. Disem rath verainigten sie sich alle, dem nachzukommen. Indes kompt herr Gottfridt Wernher und hett die stuben lang gesucht, aber nie finden künden. Wie er die aufthuet und hinein geet, wenen sie alle, es seie grave Endres, derhalben sie alle under

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den disch, wie die gehaißen, sich verbargen. Allain herr Wilhelm Wernher, der sich auch under den disch, wie die andern, sollte haben verborgen, der erschrack dermaßen (dann er wonete nit anders, dann es were grafe Endres), das er aller abrede vergaß, und stande hünder dem disch

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uf. Dess mögten sie darnach alle wol lachen. Es hat auch grave Endres an der letzsten fassnacht den geprauch gehalten, so nachts der tanz, auch der schlaftrunk allerdings ain ort gehabt, so hat man ain gölten mit angerüertem hundaß in das gemach getragen, damit haben die herren,

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auch das frawenzimmer ainandern geworfen und damit der


  1. hat] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_068.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)