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forstmaister seinen herrn sagen, wa das schwein uf dem aichbaum zu fünden were.

Er, Petter Schneider, hat uf ain zeit zu Mösskirch fürgeben, wie er köstlichen kappassomen ußer fraw Venus

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berg gebracht; damit hab er die Wolfhalden zu Mösskirch übersehet, welle damit zu Mösskirch ein solliche wolfaile und überfluß ins kabaskraut bringen, dergleichen in vil jharen nit gewesen. Das haben ime nun vil geglaubt und haben sich mehrthails weiber alda daran verlassen, kain kraut

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gesetzt, sonder immer gehofft, das vil ringer bei Petter Schneidern zu bekommen, wann das in der Wolfhalden ufgange. Darauf haben sie lang gewartet, und soll derselbig kappas noch wachsen. Eins mals ist er seiner gescheften halb geen Sigmaringen

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geraist und am fürreiten, wie er für Boll[1] kommen, hat er etlich weiber allernechst an der straß in ainem hanfacker ersehen; zu denen ist er in hanfacker geritten, sie gegrüßt und freuntlich zugesprochen. Dieweil das ross aber inen den hanf zertretten, sein sie übel zufriden gewesen, in übel

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gescholten, also ist er darvon geritten. Als sie aber im lang nachgeflucht, hat er sich wider umbkert und ist durch den ganzen acker der zwerch nach zu inen gerennt und gefragt, was sie doch wellen; seitmals sie im nachgeschreien, hab ers nit hören künden. Damit hat er die weiber also

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erzürnt, das sie mit stainen zu im geworfen, das er weichen und inen entreiten müeßen. Darauf ist er geen Sigmaringen seinen gescheften nach kommen. Im sein aber die weiber, denen er den schaden im hanfacker zugefüegt, nachgefolgt und ine vor dem vogt zu Sigmaringen desshalben verklagt.

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Der vogt hats volgendts seinen herren, den graven, angezaigt, und als die alle gelegenhait erfaren, haben sie, als den der Petter Schneider mit seinen schimpflichen bossen wol erkannt gewesen, sich der sach nit annemen wellen und haben die weiber den hingang für den hergang gehabt.

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* [1248] Bemelter Petter Schneider hat bei seinen zeiten den Necker mit den früchten und auch mit anderer handtierung vast gebraucht. Uf ain zeit ist er geen Winterlingen kommen, daselbst er ain gesellen gehabt, genannt Auberle Stöffle, welcher dann mit ime und andern mehrmals an

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Necker hinab geritten und früchten kauft. Nun ist dozumal


  1. Boll] hs. Bollt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_035.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)