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fraw Venus berg und der schwarzen kunst vil mit im gespracht, und er inen gueten beschaid geben, haben sie in gebetten, so er was von solcher kunst berichten, das er inen was zu ainer kurzweil und schimpfbossen erzaigen well. Also

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hat er zum fenster uß gesehen und dergleichen gethon, als ob im das ungeferd zufall, gesagt, so etwar under inen die heffen bei der protlauben und was die urten, so sie alle verzeren, bezallen wurdt, wellte er mit seiner kunst den haffner zwingen, die hefen alle zu verschlagen. Das haben

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die kaufleut mit willen angenomen. Also hat Petter Schneider dem haffner seine zaichen geben, auch die bestimpte wort gegen ime gesagt. Gleich hat der haffner alles sein haffenwerk zu stucken zerschlagen, dess sich menigclich hoch verwundert, und haben die kaufleut, was verwettet

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worden, dessgleichen was die heffen wert, mit guetem willen bezallt, auch ain guete [329] zeit hernach hat anders niemandts gewist, dann solch misterium seie per artes[1] magicas und sonderliche verborgne künsten zugangen. Desselbigen tags ist diser Petter Schneider zu

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Überlingen bliben. Nachts hat Zuckmantel, der würt, ine, auch etlich kaufleut und ander gest in ain große kammer, so uf die gassen hinauß ire fenster, gelägt. Nun hat der Petter Schneider under aim bet etliche zusamengebundene liderne weinschleuch gesehen. Hat sich die selbig nacht

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ungeschicht gefüegt, das der kaufman im[2] bet, darunder die schleuchen gelegen, heftig gerauset und geschnarchet, das niemandts darvor kain rhuo haben oder auch vor im schlaffen künden, derhalben der merthail ganz undultig worden, insonderhait Petter Schneider hat sich ains verdruß angenomen

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und gesprochen: »Nun höre auf rausen, oder ich würf dich zum laden hinauß!» Das hat er nun mermals gesagt; der ander aber hat sollichs nit hören megen, sonder für geschnarcht. Dess haben die ander all wol megen lachen. Letzstlich aber ist Petter Schneider im pett eilendts

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aufgestanden, zu des schnarchenden bet gangen, darunder die schleuch erwüscht und die gleich zum nechsten fenster an die gassen hinab geworfen. Dieweil aber der wurf uf dem pflaster stark ertönet, haben sie alle nit anders vermaint, dann der Petter hab iren gesellen hinabgeworfen. Nun hat

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aber der rauser ain schwager in der cammer gehabt; so


  1. per artes] hs. peraites.
  2. im] hs. ain.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_033.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)