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schwanden sie mit aller irer ristung, ließen aber ain sollichen übelrüechenden geschmack hinder ienen, das allen[1] im haus geschwinden wolt. Der edelman erschrack der abenteur nit wenig, gedacht wol, es wurde im an die puntriemen geen

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und seins lebens nit lang mehr sein, als auch beschach. Do schickt er nach seinem peichtvatter, thet, als ain christenman thuon sollt, und rüstet sich zum todt. Starb auch in wenig tagen hernach mit großer ruwe über seine begangne sünde, verhofenlich, er seie ain kind der ewigen selligkeit

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worden. Als grave Weichman von Rapin[2] und Mockern, der letzst seins stammens und nammens, gestorben (dann wie das gemain [1211] geschrai, war im in seinen jungen tagen vorgeben worden), do kamen ain grose anzall pferdt und

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unerkannter schwarzer reuter wider abents in das schloß, darin der herr krank gelegen, und warden deren sovil, das der hof aller voll, und dorft sich niemands under sie lassen. Sie stiegen ainstails ab den rossen, giengen in das schloß hinauf, als ob sie etwarn holen oder belaiten wellen. Baldt

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darnach kamen sie wider herab, saßen uf ire pferdt und ritten widerumb darvon, das niemands wust, wo sie hinkommen oder was ir gescheft gewesen. Aber das hat sich wol beschaint, das es ain lauters gespenst gewesen. Sein verlassenschaft hat der churfürst von Brandenburg, marggraf

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Joachim, eingenommen, ob gleichwol herr Gangolf von Geroltzeck sein schwester vermehelt. Das alles behelt er und seine erben, geben den von Geroltzeck nichs und erpieten sich rechtens dabei. Gleichwol commissarii verordnet, vor denen der stritt soll erörtert werden; aber der sterker hat

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den größern vortheil und ist, wie man sprücht, melior conditio possidentis. Das ich aber widerum uf die Speten[3] kom, so ist zu wissen, das die nit allain vor alten zeiten, sonder auch bei unserm gedenken ganz fürneme und sondere beherzte leut

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gewest. Under denen ich den Baschion Speten zu Pflumern gekennt, der ist so ain gar starker[4], behender man gewest, das er ain ieden mentschen, er sei so stark gewest, als imer sein könden, da er im zugelassen oder vergont, das


  1. allen] hs. allem.
  2. Rapin] d. i. Ruppin.
  3. Speten] s. Bucelin a. a. o. II; Spangenberg, Adelsspiegel II, 122, 220, 234b, 238b, 251, 253, 255.
  4. starker] vgl. hiezu Birlinger, Aus Schwaben I, 27, anmerk.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 629. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_629.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)