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vetter mit gueten worten gestrafft; es half aber nichs. Uf den abent spat kamen sie wider heim. Als nun das nachtessen zuberait, saßen sie frölich zu disch. Gleich zu anfang des essens kompt ain diener gangen, zaigt an, es seien iren

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drei vorm thor, haben anklopft und sprechen, sie seien die drei dürren brüeder, die er geladen, kommen uf das nachtmal und begern herein. Allererst ward disem kecken kerle sein freche und gespöttige red zufallen, die in iezundt übel gerawen het, aber zu spat. Darauf bevalhe er dem diener,

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den dreien am thor zu antwurten, sie megten wol an ir gewonlich statt oder ort [1234] wider ziehen und sich sein oder seiner rede nit bekömmern, dann er mit inen nichs zu thuon haben welte. Solcher antwurt waren die drei nit zufriden, empoten dem edelman wider, er het sie geladen,

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do weren sie erschinen; welte er sie nun nit einlassen, wissten sie wol mittel und weg, aber doch mit seiner höchsten ungelegenhait und seins undanks, zum nachtmal zu komen. Als dem Wildthansen und seinem vettern dise pottschaft bracht, fienge inen baiden an die katz den rugken

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ufhin laufen; sonderlich aber, als der diener von wegen der trewreden sie aigentlicher besehen, seim junker anzaigt, was erschrockenlichen gestalt sie hetten. Do ward dem Wildthansen nit mehr gehewr, rathschlagt mit seim vettern und seinen dienern, wie doch der sach zu thuon were. Die rieten

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im alle, seitmals er sie geladen het und sie darauf erschienen, sollte er sie einlassen, dann ime sonst hievon großer nachthail und misfallen begegnen megte. Also bewilliget ers. Damit warden sie eingelassen. Sie giengen alle drei die stegen hinauf, satzten sich zu disch neben ainandern gegen

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den edelleuten hinüber und stillschwigendt theten sie, als ob sie äßen. Baiden edelleuten ward der hunger vergangen, so sie die drei in aller gestalt, wie sie desselbigen tags am hochgericht gehangen waren, ansahen. Als nun die malzeit ain ende het, standen die drei wider uf, under denen der

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kleinest mit haiserer, erschrockenlicher stim dem Speeten seins ladens dank sagt, mit dem anhang, er sollte die tag seins lebens kains armen mentschens, der seiner verschuldung halb zeitlichen gericht wurde, spotten oder übelreden, und sie drei hetten mit irem zeitlichen todt gebüest, verhofften

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der ewigen frewdt und sälligkait. Mit dem zogen sie wider darvon. Bemelter Speet, noch auch sein vetter, der Wildthanns, haben hernach keinsen solchen mehr gespott oder

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 627. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_627.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)