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wisen, die euch gnedigclichen und wol regiert, wie ir wist, und mir, auch in namen meiner gebrüeder gewonnliche glipt und [306] huldigung thon. Dargegen erpieten wir uns, ewer gnedige und getrewe herrschaft zu sein, euch bei ewern

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freihaiten[1] und alten, guten gebreuchen, wie dann vormals von unsern vorfarn auch beschehen, hinfüro beleiben zu lassen.« Nachdem als herr Wörnher solliche mainung personnlichen geredt, haben sie zu baiden thailn ainandern, wie dann von alter here das der gebrauch alda gewest, geschworen, und

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gleich darnach hat herr Wörnher etliche zu ross und zu fuoß in die umbligenden zugehörigen dörfer geschickt; die haben solche eingenomen und die underthonen [A245b] noch desselbigen tags geen Oberndorf ze kommen beschaiden, welches beschehen. Hierauf die huldigung deren

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underthonen außerthalb der statt Oberndorf, im thaal vorm Schmittenthörlin, in aim großen garten, genannt der Schmidtgart, auf obbemelten tag ervolgt. Herr Wörnher hat Lorenzen Münzern von Sünchingen zu obervogt geen Oberndorf verordnet und sein rennfanen, darin das zimberisch wappen,

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zu Sant Micheln in die kirchen zue eewiger gedechtnus solchs einnemens aufgehenkt, wie noch zu sehen. Der werdenbergisch amptman, Hanns von Aw, ist im ersten einfaal darvon komen und entritten, dann er aus bevelch herrn Wörnhers gesucht, aber nit gefunden worden. Doch hat

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man im auch nit nachgejagt, sonder in sein straßen ziehen lassen. Hernach hat er aber fälschlichen fürgeben, die von Werdenberg, sine herrn, haben solcher reiteri und vorhabens gut wissens gehabt, ime bevolhen, still zu sitzen, zuzusehen und riewig zu sein, welches aber gewislichen nit; dann so

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die von Werdenberg umb sollichs ain vorvissens gehabt und das fürkomen oder auch hernach Oberndorf wider zu handen hetten bringen kinden, wurden sie solchs kains wegs underlassen, wie dann aus hernachvolgenden handlungen, so die von Werdenberg wider herrn Wörnhern, seine helfer

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und helfershelfer fürgenomen, wol abzunemen. In wenig tagen, nachdem als herr Wörnher Oberndorf mit den zugehörigen dörfern und flecken eingenomen, hat er etliche vom adl als anwälte zu der künigclichen Majestat geschickt, mit bevelch, ine des einnemens [A246a] halb mit Oberndorf zu

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entschuldigen, mit bericht der gnedigisten bewilligung, durch


  1. freihaiten] vgl. Köhler, Oberndorf s. 158.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 625. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_625.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)