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lichen doctor der arznei. Der hat groß guet und ehr mit seiner kunst bekommen; letzstlich aber, als die stund kam, do gesegnet er sein weib und kündt, bekannt, das er sich vor vil jharn dem bösen gaist ergeben, und durch dessen

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hilf und verhaißen hett er ain solche gelückliche praticam gehabt; iezo müest er daran, da were seins lebens nit mehr. Gieng darauf in ain keller. Bald ward ain ungestimmes wesen im haus gehört; das weret[1] über ain halbe stundt nit, da vergiengs. Man gieng dem herren in keller nach, zu

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sehen, wie es umb in stüende; do fand man in todt uf der erden ligen und wardt im der kopf umbgetrait, das im das angesicht hünder sich sahe. Ich hab von herzog Reinharden, dem pfalzgraven, des churfürsten und herzog Georgen brueder, mermals gehört, das weilunt sein herr vatter, herzog Hanns,

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uf ain zeit ein wunderkunstreichen seidensticker gehabt, der sei aber auch mit diser kunst behenkt gewesen und durch hilf derselbigen hab er wunderschöne arbaiten und die in ungleublicher geschwinde machen künden. Der sei nun ein lange zeit bei seinem herrn vattern zu Sümmern am hof

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gewesen; einsmals aber unversehenlichen ist er des tods morgens am bett gefunden worden, große kretz und griff hat man im als am hals gesehen, und das sich billich zu verwundern, wa derselbig am leib ist berüert oder angriffen worden, do hat die haut reichlichen geschwaist und das

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hell pluet herauß gangen. Vor disem feindt des mentschlichen geschlechts soll man sich wol hüeten, geschweigen gemainsame mit ime zu haben. Der mainung auch vil der haiden gewesen, dann man findt in warhaftigen historien, daz der zwait römisch künig, Numa, ein gaist gehapt, durch

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dessen rath und gesprech er maniche schwere sach hinauß gepracht, sein leib aber ist, nachdem er begraben, in dem stainen sarch verloren worden, das man grundtlichen nit sagen kan, wa hin der kommen. Sein nachkomner am reich, der Tullus Hostilius, hat sich auch diser kunst underwunden,

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aber es wolt im nit allain nit gerathen, wie dem Numa, sonder er ward vom Jove Elicio (also het Numa den gaist genannt) in aim donderstraich erschlagen und sampt dem haus verbrennt. * Darneben hat er ain verzaichnus etlicher artikel, welche

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in der krankhait er seiner diener aim zu schreiben angeben


  1. weret] hs. were.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 578. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_578.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)