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wurte und beisein des herzogen, seiner gemahl, auch mehrtails deren fürnembsten kaiserlichen und fürstlichen [1205] räthen befragt er die junkfraw, wen sie doch vermainte, der ir dise schmach hette zugefüegt, was person er were,

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dergleichen ob sie ine in grundt der warhait darfür hette; sollte derhalben frei aller sorgen und unerschrockenlich herauß reden. Die junkfraw schampt sich übel, dorft ire augen nit wol über sich heben, vil weniger, wie es ergangen war, reden; iedoch außer bevelch und vilfeltigem gehaiß der

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herzogin sagt sie letzstlich: »Allergnedigster herr, die person und der bart an Euer Majestat vergleicht sich dem theter, aber die stimb und die rede nicht, und Euer Majestat kann ich diser that halben nichs bezeihen«. Und dieweil sie iren herren, herzog Friderrichen, so zugegen, offenlichen nit

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schuldigen oder angeben dorfte, so sahe sie doch denselbigen etwas mit grimigen augen an, dabei die herzogin, auch menigclichen, so zugegen, wol merken kunten, wer dise that gethon hette, und ward der kaiser ledig gezellt. Aber herzog Friderrich, der sollich examen anfangs gern hett

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verhündert, aber dem kaiser das beger nit het künden mit fuegen abschlagen, der war hiemit (wie man dann gemainlich sprücht, das dem schuldigen das mentele schlottere) ganz confus und dermasen turbiert, das er sich selbs mit seinem schweigen und geberden schuldig gab. Aber wer

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wolt in das offenlich bezeihen oder darumb straffen? sonder es blib also darbei; allain das zu achten, es hab ime sein gemahl, die herzogin, villeucht hernach den hundshabern darumb außgedroschen, oder villeucht ist sie solcher oder dergleichen handlungen an ine wol gewonnet gewesen. Aber

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dem kaiser thete die schmach und der bezige, der im also von herzog Friderrichen mit unschulde und der unwarhait war zugemessen worden, so wee, das er mit etwas unwillen (der im gleichwol nit unnot thete) von Insprugk abschiede. Iedoch vor seinem abreisen schickt er der notzogten

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junkfrawen ußer kaiserlichem gemüete vierhundert ungerisch ducaten zu ainer verehrung, derwegen er von menigclichem hoch geeret und gelopt und dem herzog Friderrichen übel nachgeredt wardt. Also raiste der kaiser darvon. Der gewann darnach kain guet herz nimmermer zu dem herzogen,

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kunte auch der bewisnen schmach nit vergessen. Schickt sich hernach in selbigem anno 1414, das im der kaiser wol vergalte und den werd doppel darumb gab; dann als uf

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_529.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)