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hof gesprungen. Also wer er auch erzürnt worden und hett den gaul dermaßen genett, das er mit ime wider het hinauf zum fenster hinein müeßen springen. Das wardt ime domals güetlichen geglaubt[1] und zu den warhaftigen historien

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des Luciani gerechnet. Wolt sich domals niemands desshalben mit im in ein streit einlassen oder sich des weiter bekommern oder annemen. * Es het sein herr vatter zu Wildenstain fast gebawen, under anderm auch ain cisternen, wie derselbig noch alda

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ist. Und wiewol der in ainen [A195a] felsen gehawen, nochdann het er ain haimlichen ausgang überkommen, also das großer mangel an wasser täglichs erscheine und derhalben zu besorgen, das aller cost, mhüe und arbait, vormals daran gelegt, vergebenlich sein wurde. Das het gemelter herr

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Wörnher, damit solchem fürkomen, von erfarnen und verstendigen werkmaistern etliche mal beratschlagen lassen, welche, von wegen das der abgang durch haimliche cluften im felsen verfiele, derhalben kain grundtlichen bericht wissen oder erfarn mögen. Zuletst understande sich herr Johanns

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Wörnher, durch ain sichtbarliche erzaigung deren sachen in ainem christallen zu erkundigen, und als er das zuwegen gepracht, auch solchs die werkmaister bericht, ließe er dem cisternen leichtlichen helfen. Er hat sich auch auf ain zeit understanden, per magicas artes, ob der leib sant Ruodolphi zu

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Messkirch seie (wie dann ain gemainer leumat ist, das derselbig allernechst bei der stat, da es noch zu sant Rudolfen genempt [248] wirt und vor zeiten ain dorf allda gestanden, mit namen Mülhausen, gewonet hab), zu erfaren. Sollichs ist im aber von bischof Otten von Costanz, der ain grave

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von Sonnenberg, widerraten worden, der in auch vermögt, von seinem fürnemen abzustehen, in sanctos per responsa spirituum zu inquirirn. Hernach anno domini vierzehenhundert sibenundachtzige[2] hat kaiser Friderrich, der drit des nammens, ain herzog von

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Österreich, als der römisch könig Maximilian, sein son, durch prattiken des königs von Frankreich von seinen aignen underthanen im Flandern gefangen, zu fürderlicher erledigung desselben ain reichstag geen Speir ausgeschriben. Den haben


  1. geglaubt] hs. gelaubt.
  2. vierzehenhundert sibenundachtzige] könig Maximilians gefangennahme fand erst am 1 Februar 1488 statt und dauerte bis 16 Mai desselben jahres.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_502.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)