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widerumb abgeschaiden und an ort und ende, da sie ire hülinen und wonungen gehabt, sich widerumb begeben. Er hat auch mit seinem gesicht die spinnen und alles unzifer bezwingen kinden; sobald er die ersehen und gewelt,

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haben sie nit weiter komen mögen. Zu zeiten hat er sie auch mit seinem gesicht getödt. * [1376] Es hat dise grefin von Öttingen ain brueder gehapt, genannt graf Friderrich, der ist [1377] bischof zu Bassow worden. Er kam uf ain zeit herauf ins

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Schwabenlandt geen Mösskirch und besucht sein schwager, herr Johannsen Wernhern, und sein schwester. Wie er nun wider abschaiden wolt und im sein schwager das gelait geben, do war ainer under des bischofs diener, der hett ain flucken gaul und wolt auch vorm frawenzimmer sehen lassen, was

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er konte. Der sprangt und domlet im vorhoff das pferdt nach vortheil. Ich weiß nit, wie er die sach übersahe, der gaul nam ime den zaum, lief neben dem alten falkengertlin ein müsthaufen hinauf und sprang hinüber uf ain nideren rossstall ufs dach, das man den gaul und den reuter mit

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aller marter wider konte unverletzt herabbringen, und sich menigclich des weiten sprungs höchlich verwundert. Seithere sein dise stell alle sampt dem falkengertle und den scheuren hinweg gebrochen und verendert worden, wie es dann zugeet, das der ain bawet, der ander prüchts wider

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ab und machts nach seinem gefallen. Disem bischof ist bald hernach, wie er wider anhaimsch, ellengclichen vergeben worden und ist uf den fünften Martii[1] im jar 1490 gestorben. Der allmechtig helf ime und allen gleubigen. Diser sprung, wie oblaut, manet mich fast an herr Franz Brenners

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waidspruch, als er vor graf Conradten von Tibingen, seim frawenzimmer und vil andern erenleuten in ernst erzällt, wie er ainsmals seiner hengst ain zu Kirchoffen im schloß gedumlet, der het im auch den zaum genomen, wer mit ime die stegen hinauf gelofen und het seins undanks in die

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stuben hinein, die voller leut, getrungen; dieweil es aber domals sommers zeiten und ganz warm wetter, also das die fenster weren ußgebrochen gewest, do wer er mit ime, dieweil er in ihe nit halten künden, zum fenster hinab in


  1. den fünften Martii] Mooyer, Onomasticon chronographikon hierarchiae germanicae, nennt den 3 März als todestag, ebenso Potthast, Bibliotheca historica. Supplem. s. 382.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_501.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)