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weichen müeßen, ist derhalben sambt iren kindern, den jungen herrn und frölin, wider hinaus geen Wildenstain gezogen. Daselbst hat sie herrn Wörnhern seligen die puß laut irs zusagens nachgesprochen und des tags, als dieselbig

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geendet, ist sie zu nacht im frawenzimber in ainer großen camer gelegen, die herr Wörnher vor jarn erpawen, und ist sonst niemants bei ir in der camer gewest, dann ir eltester son, herr Veit Wörnher, und ain edle jungkfraw. Und als sie ain claine weil also gelegen und ain hell nachtliecht

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gehabt, hat sie ain gestalt, zugleich wie herr Wörnher selig, als ob der noch lebt, in die beschlossnen [A182b] kamer komen sehen. Dise gestalt hat herr Veit Wörnher, ir eltester son, der über vier jar domals nit alt und bei ir am bett lag und wacht, ersehen und kent; derhalben aus

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kindtlicher weis im nit gefürcht, sonder in angeschreien und im etlich mal »her äni« gerueft; darumb in sein fraw muter beschwerlich hat stillen mögen. Demnach aber die zeit seer haiß, het sie die hend außerhalb der decke, welche sie, dises ghelingen gesichts halb übel erschrocken, nit

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gebrauchen noch auch under die decke bringen kinde etc. Nu schwebt dise gestalt also, wie gehört, in der camer ain gute weil, zu letst kam es für fraw Margrethen bett; derselben griff es die recht hand an, als ob es ir dank umb die gesprochnen buß sagen welt. Die erschrack aber ab

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solichem angreifen so heftig, wie wol zu achten, das sie überlaut anfieng zu schreien. Do fur das gespenst oder der genius durch ain groß staine kemin, das in der camer war, aus, mit aim lauten getös und mit feurenden, [235] brinnenden gnaisten und funken. Fraw Margreth hat

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dieselbig nacht wenig rhuo mer gehabt, dann gleich die recht handt, die ir das gespenst berürt, anfahen zu geschwellen, hat auch ain gute zeit hernach an solcher hand arzneien lassen; ist iedoch zu letst mit mhüe gehailt worden. Hernach hat sie etliche mal gegen abendts zu Wildenstain in

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der cappel für herrn Wörnhern gepetten; do hat zu zeiten etwas mit stainen nach ir geworfen, aber doch sie nit getroffen.

[A181b] Und hiemit seie vilbemelts herrn Wörnhers

leben und handlungen ain beschlus gemacht; der allmechtig

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welle in in jener welt trösten, dann er seim stamen und namen vil eer und guots bewisen und den höchlichen ge-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 485. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_485.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)