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reden, sonder iedes mit stillschweigen sein andacht volbringen. Begab sich anno 1468, das abermals vil ußer der statt Mösskirch, weib und auch mann, die walfart theten. Under andern pareten sich ain junger burger und ain junge burgere,

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die baide in ehr und guet saßen, zusamen, warden in der andacht und gaistlichen walfart der sach ains. Wie es weiter in den streuchen und hecken dieselbig nacht ergangen, das laß ich bleiben. Aber die nachgendig handlung hats alles erclärt; dann am nechsten zinstags darnach, an dem

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ostertag, sein sie baide mit ainandern entloffen. Sie hat iren hauswürt, auch die kündt sampt haus und hof verlassen, ist auch hinfüro in solchem buebenleben verharrt; wie ich deren sachen auch erlebt, das etlich weiber jar und tag, auch etlich die zeit ires lebens also im besemreis umbher

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geloffen, mehrthails aber sein [sie][1] in großer armuet und ellendigclichen gestorben. Derhalben die alten gesagt, es sei ain thier, so das unsinnig, meg es nit gezempt oder gehalten werden, sonder lauf in seiner furia gleich so bald under die feindt als under die freundt. Aber herr Wernher

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hat ab obgehörtem des orts ain sollichs misfallen getragen, das er hinfüro zu ewigen zeiten die walfart am osterabent allerdings abgestellt hat, wie dann bei unsern tagen das noch also gehalten wurt. * * [1229] Bei zeiten obbemelts herrn Wernhers freiherren

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zu Zimbern ist ain pfarrer zu Mösskirch gewesen, genannt herr Jacob Prediger, ist ain geschickter, wolgelerter priester gewesen, der auch etlich zeit sich ganz erbarlich und ohne sondere ergernus wol gehalten; und damit er ohne beschreiet, hielte er mit seiner leiblichen schwester haus. Solch leben

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neidet der bös feindt mentschlichs geschlechts, seiet seinen samen auch darzu, ihe das der pfarrer und sein schwester zusamen hauseten, biß er ir ain kündle bevalch. Das kunt nur in die harr nit verschwigen oder verborgen bleiben, es kam an tag. Herr Wernher, wiewol er der priesterschaft,

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wa er konte, gern verschonete, iedoch, als das geschrai so groß ward und menigclichen darzu redte, mueste er sich der sach von oberigkait wegen annemen; derhalben ließ er den pfarrher fahen und uf aim karren geen Costanz füern und dem bischof daselbst als seinem [1230] ordinario

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überantwurten. Als es aber sommers zeit und ganz haiß wetter,


  1. sie] ergänzt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_478.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)