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Und von der zeit an haben der grafen von Leiningen[1] sachen anfahen wider fallen, oder sich doch senken, dann sie hernach umb die grafschaft Leiningen und sonst große güeter mer kommen sein.

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Herr Ludwig von Liechtenberg, herr Jacobs sone, ist ain wunderbarlicher herr worden und der sich mit der schwarzen kunst vil beladen hat; damit ist er vil umbgangen und ist mit derselbigen in ain solche pratik kommen, das er vil geschwinder [1275] und bei den unerfarnen

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ungleubliche sachen hat verbracht. Er ist uf ain zeit verklaidet und gar unerkantlich uf ain markt im Elsäs geraist und hat vil schöner ross, wie man hat vermaint, mit sich dahin gebracht. Wie nun der markt am grösten, ist er mit seinen rossen auch kommen und hat die in guetem wert ganz

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wolfail gebotten; also ist ain groß reißen umb die schönen ross gewesen, ein ieder hat ains wellen haben. Aber er hat die nit trennen oder von ainandern wellen verkaufen, hat also vorbedechtlich verzogen, biß ain geschwinder, verrüempter rossdeuscher[2] kommen, der hat ime die ross

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abkauft und gleich also par bezallt. Solch gelt hat er seiner[3] diener eim geben und befolchen, er soll dem rossdeuscher[2] mit den rossen uf dem fueß nachziehen biß in die nachtherberg, und so der seins schadens sich wol erclagt und erjemert, so soll er im alsdann das gelt umb die ross wider

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zustellen und im darbei ansagen, es habs herr Ludwig von Liechtenberg ime zu ainer schalkhait thuon. Hierauf der knecht dem rossdeuscher[2] und den rossen, wie er befelch gehapt, nachgezogen. Herr Ludwig ist sein weg der haimat zugeritten. Der rossdeuscher aber, so baldt er ain solchen

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gueten kauf seines vermainens gethon, hat er auch nit lenger daselbs bleiben, sonder ist mit seiner haab auch darvon zogen. Wie er aber für den flecken wol hinauß kommen, do hat er durch ain fließenden bach reuten müeßen. Wie nun der rossdeuscher durchgeritten und seine erkaufte ross

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nach im ziehen wellen, do sein im bach eitel strobuscheln[4] darauß worden und den bach hinab geschwumen, alles in gegenwurtigkait des liechtenbergischen dieners, der darbei gehalten und zugesehen. Wer ist erschrockner oder mehr


  1. Leiningen] hs. Leiingen.
  2. a b c rossdeuscher] hs. rossdeutscher.
  3. seiner] hs. seinem.
  4. eitel strobuscheln] auf ähnliche fälle macht Liebrecht, Germania XVIII, 180, aufmerksam.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_472.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)