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war dozumal ganz gesunds leibs zu Isne im closter, darin seine vorfar ir begreptnus hetten. Darein gieng er ainsmals in der [1495] kürchen nach dem ampt spacieren und bettet, war auch ganz ainig, so kompt unversehenlich ain jungs

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kneblin zu im, das bat ine umb ain geweicht salz. Er entschuldiget sich, sprechend, das er kains bei der hand, auch sonst kains der enden wist. Das kneblin name ine bei der hand und fürte ine die kürchen hinauf zu dem geweichten salz. Wie nur herr Jerg das kind ufhub, das salz zu nemen,

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do verschwand es ime under den henden. Das bekommert ine und nam es so hoch zu herzen, das er selbigs tags gen Zeil rit und sich zu bett legt. Es stande ime auch ain sollicher zufal zu, das er gleich des ander tags, das war der zehend Martii, starb und zu Wurzach, wie er das begert

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hat, begraben ward[1]. Man hat in nur herr Jergen, truchseß, mit dem hipschen har genennt, und war ime ain frein von Bickenbach verheurat. Über acht und dreißig jar hernach, anno 1505, an sant Stefans tag, do starb herr Hanns truchseß von Walpurg in

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großem alter. Wie er aber die zeit seines absterbens vername, do bat er geflissenlich, das man ine zu Isne im closter und nur tief begraben wellt. Das thet man. Also in allem graben do fand man tief im ertrich ain andern dodtenbaum; aber man sucht nit weiter, sonder ließ es ain gute sach

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sein. Und über etlich zeit hernach do ward vil vom baum geret; do gruben etlich den guten alten herr Hannsen, truchseßen, bei der nacht haimlichen wider aus und vermainten ain schatz zu finden. Aber do sie an boden kamen und lange graben hetten und übelzeit gehapt, do war der under

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baum, den sie suchten, allerdings hinweg oder verschwunden oder doch zum wenigsten inen dermaßen verwelcht und verendert, das sie ine nit sehen möchten. * Einer ungleuplichen großen sterki ist er gewesen, dann er ain iedes gemain hufeisen mit beden henden [233] schlichten

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mögen; dessgleichen hat er ain hufnagel mit aim daumen in ain tennin holz trucken mögen; derhalben, wann in die schmidt zu Messkirch und insonderhait ainer, hat Michael Schmid gehaißen, ersehen, haben sie die huofnögel vor im verporgen, dann er hat inen vorhin zum oftermaln, wo sie


  1. begraben ward] s. über diese erscheinung Pappenheim, Chronik der Truchsessen von Waldburg I, 159.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_466.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)