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herzogin[1] ist ires herkommens ein pfalzgrefin gewesen, hat erstlichs gehapt graf [Ludwig] von Würtemberg; nach desselbigen absterben hat sie herzog Albrecht von Österreich genomen, der kaiser Friderrichs des dritten brueder war.

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Er hat bei ir auch nit lang gelept. Also ist sie hernach ir lebenlang zu Rotenburg bliben. Ir wesen und hofhalten ist aller frewden und wollusts, so man erdenken und gehaben mogt, überflissig vol gewesen; hett auch fraw Venusperg [künden][2] genennt werden, darin man sprücht sovil frewden

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sein, daher auch der alt ritter, herr Herman von Sachsenhaim, ein schön gedicht von ir gemacht, genannt die Mörin[3], wie sollichs von bemeltem ritter in reimenweis geschriben und auch in druck ist außgangen, ganz lustig zu lesen. Sie hat zu Rotenburg große höf, auch cöstliche vasnachten

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gehalten, dann sie nach absterben herzog Albrechten von Österreich so mangierig gewesen, das sie der wal sich beflüssen. Da ist kainer, er sei dann sonderlich mit aim langen und starken penicill begabt gewesen, zugelassen worden. Vil güeter gesellen, wie ich von den alten gehört, die auch

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gern das böst hetten gethon, warden außgemustert, die dörften nit mehr hierzu schmecken. Denen gieng es auch wie dem Luciano bei seiner liebhaberin, die sprach: «Abi, in simiam es conversus[4]»; damit zaigt man im die stegen hinab. Es war ain graf von Fürstenberg im spill, hieß graf

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Heinrich, der saß zu Wolfach und hett das Kinzigerthal in, dergleichen ain edelman vom Stain und ainer vom Stain und ainer von Rechberg, hieß Veit. Aber ain ritter, genannt herr Veit von Emmershofen, der war der böst und angenemest an dem ort, der hett die bössern brief. Das

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beschaint [1200] sich ußer dem. Sie hielt ainsmals ein fasnacht zu Rotenburg, und war ain groß rennen und stechen uf dem Mark. Sie war mit irem frawenzimer in eim haus und sahe zu. Herr Veit von Emmershofen kam in dasselbig haus, und als er sicht, daz die herzogin in eim stüblin

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allain war und dem ritterspill zusache, ist er nit unbehendt,


  1. herzogin] es war Mechtild, tochter des pfalzgrafen Ludwig IV [WS: handschriftlich in III geändert], die sich als wittwe des herzogs Ludwig von Würtemberg im j. 1452 mit herzog Albrecht VI von Österreich vermählte.
  2. künden] fehlt in der hs.
  3. die Mörin] gedruckt: Straßburg 1512; Wormbs 1538; 1539; Frankfurt o. j. (um 1560); Hermann von Sachsenheim herausgegeben von Ernst Martin. 1878. 8°, Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart. CXXXVII.
  4. in simiam es conversus] s. Lucianus, Lucius cap. 56.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_454.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)