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wesen, aber sie ist mit bewilligung des junger graf Jos Niclasen von Zollern von ainem grafen von Ötingen hinweg genommen worden. Gott waist wohin. Hiebei kan ich nit underlassen zu vermelden, wie der alt graf Jos Niclas die

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capell gebawen und sie geweicht worden, [1506] do ist ain fraw in aim hangenden wagen kommen, gesturzt und gementlt, die hat gebracht ain silberin kelch und was zu ainer mess gehert, das alles hat sie uf den altar geopfert und ist one gessen widerum hinweg gefaren; auch unbekannt, das

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sie niemands gekennt oder gewist, wer sie sei. Vil haben vermaint, sie sei des armen Wilhalms muter gewest. * * [1400] Zu Costanz hat sich anno 1384 ain gleicher fahl begeben, und giengen etlich knaben von Costanz geen Stadelhofen hinauß in waldt, holz zu holen bei Bernrain,

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wie sie auch theten. Als sie aber am umbherkeren und wider haim welten, do kamen sie zu dem crucifix uf Bernrain, das stand dozumal under ainem dechle an ainer saul. Daselbs rueten sie ain weil. Do stund under inen ain knab uf, der hieß der Schappeler, der griff dem bild am crucifix

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an die nasen und sagt in ainem gespöt: «Herr Gott, laß dir schneuzen! so will ich dich desto lieber kissen.» Gleich gestunden dem knaben die hendt. Do liefen die andern in die vorstatt und sagten das seiner muetter. Also kam sein muetter und ander erbar leut. Es gehieb sich sein, des

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knaben, muetter ganz übel und rueft den allmechtigen Got getrewlichen an und verhieß darbei siben ferten geen Einsidln. Do ward der knab wider ledig. Darnach über zwai jar do wolt sich der knab nit bössern, sonder gotzlestert [1401] und schwuer so übel, das man recht über in geen

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ließ und ime offenlichen die zungen ußschnitt; zudem wardt im die statt Costanz sein lebenlang verbotten. * * [1192] Bei zeiten des alten herrn Johannsen freiherren zu Zimbern hat ain frecher, ungotzförchtiger mentsch die drei schutz zu aim cruzifix zwischen dem closter Waldt und

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dem dorf Waltmansweiler am weg gethon. Also sein die zwen fueßtritt, wie der verzweifelt mentsch gestanden, bliben, die sein noch und werden bis an jungsten tag nit vergeen;

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_452.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)