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betten, er, herr Hanns, welte hinfüro des nachts sein cammer und gemach wol beschließen und vermachen, dann er sei mermals des willens gewesen, soverr er nachts in die cammer het kommen künden, ine im bet umbzebringen;

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darumb welle er ine gebetten haben, das gemach hinfüro wol zu verwaren, dann er hab desshalben nachts große anfechtung. Also hat im herr Hanns, truchses, gueten glauben gehalten, ine seins lons bezallt und mit allen gnaden geurlaubt. Das ist ain groß exempel, so menigclich zu herzen

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füeren soll und Gott getrewlichen bitten, das er uns vor allen anfechtungen des bösen feinds gnedigclichen behüeten und erlesen welle. * * [1430] Ein gleicher fal ist graf Hannsen von Sonnenberg zu Wolfegk begegnet; also hat er den wachter, wie

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er anzaigt, das im nachts so seltzame fantaseien fürkommen und abenteurige anfechtung hab, geurlaubt und hinziehen lassen, denn wer wollt aim sollichen künden vertrawen? So gibt auch die nacht, die für sich selbs der sünden und aller besen stuck ain rechte nebelkapp ist, gute steur zu

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allem unrat, dann sie des besen finds, welcher ain vatter der lugin und der finsternus, werkung und für sein reich mag geachtet werden. * * [1242] Bemelts herrn Johannsen Wernhers freiherren zu Zimbern des eltern fraw muetter, die grevin von

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Kirchberg, hat ain sondere anmuetung gehabt, die air außer gesottnen hennen zu essen, wie dann etwan ain mentsch zu ainer speis mehr naigung hat, dann zu ainer andern. Dargegen aber hat des iezgenannten herr Johanns Wernhers gemahl, die grevin von Öttingen, kain willen zu solchen

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gesottnen airn. Begab sich aber uf ain zeit, als gemelte zwo grevinen bei ainandern zu Mösskirch ob aim disch saßen und ganz frölich, ward under andern drachten ain faiste versottne hennen ufgetragen. Als nun dieselbig hennen verlegt, wolt die alt fraw herr Johannsen Wernhers gemahel,

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ir sonsfrawen, das ai außer der hennen fürlegen, des sich aber dieselbig ußer scham wideret. Nachdem sie aber in kürze darfor schwanger worden, het sie unangesehen ires beschehnen vorigen abschlags und geprengs, wie dann vilmals von den weibern gebraucht wurt, das ai gern gessen.

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Das facht sie ainsmals so hoch an, das ir die treher über die backen abliefen. Wiewol dessen[1] niemandts gewaret, so


  1. Wiewol dessen] hs. Wiewol sein dessen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_444.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)