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ganz genahe ufsehen. Damit erlangt er aber bei dem mererthail domherren ein grosen neid und ufsatz; die theten im allen widerdrieß, warin sie konten. Wie er das vermarkt und sahe, das ers nit wenden künt, sonder leuchtlichen dem

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stift zerrüttung wurde haben geschafft, do resigniert er die domdechanei grave Johann von Querfurt, mit gehelle des domcapitels, die ime mit guetem willen erlaupten und fro waren, das sie sein also mit glimpf abkommen. Damit verließ er auch sein domherrenpfrund und ergab sich in die

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Carthaus zu Hildeshaim. Dieweil er aber ain gar strengs leben fürt und der patter in der Carthus bald hernach mit todt abgieng, do wardt er gemainlichen von inen zu irem patter und oberer erwellt. Aber er war inen auch zu streng und zu hert, welches sie dann unleidenlichen sein bedauchte.

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Insonderhait begab sich ainsmals, das zwen conversen in der Carthus sich zertruegen, auch ainandern daruf schluegen. Das ersahe er ohne geferdt von seinem fenster, wolt gleichwol sein schweigen nit brechen, sonder allain mit aim finger trewet er inen. Darab erschracken sie baide so hart,

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forchten sein zorn, das sie sich entschlußen, seinen zorn oder strenge straf nit zu erwarten, sonder vielen beide über die mauren hinauß. Ohne geschicht aber fiel der ain in der flucht in ainen pronnen, das er ertrank. Do namen die Cartheusermünch den gueten patter gefengclichen an, als

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der an sollichem ellenden todt schuldig were, legten den gefangen. Also lag er im kerker etliche jar, das sich niemands sein belude oder anname. Zuletzst ward er von etlichen münchen, die sein pflegen sollten, ußer erbärmbde uß der gefengknus gelassen. Wie er nun ledig, kam er

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wider geen Halberstatt, ganz unerkannt von menigclichem, iedoch gab er sich grave Johann von Querfurt, dem er die domdechanei hievor resigniert, zu erkennen, sprechend: »Ecce homo, homines reliqui, homines inveni«. Der grave empfieng in ganz freuntlich, ließ ine wider klaiden und ganz

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erlichen halten. So baldt aber die Cartheuser zu Hildeshaim erfuren, das er zu Halberstat, waren sie ine mit aller ungestimb postuliern, des vorhabens, den gueten man seiner flucht und ußtrettens halb weiter zu strafen. Der konte aber weder bei im selbs oder auch bei seinen gueten

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freunden an rath erfinden, sich widerumb bei inen zu stellen. Nichs destoweniger trangen die münch mit aller importunitet uf die straf. Es name sich aber seiner der bischof von

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_431.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)