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von Reischach wol gerust und mit ainer guten anzal pferdten unferr von Trochtelfingen begegnet, der dann anderst nit vermainet, es seien die graven von Werdenberg. Als aber herr Wörnher eben so wol gerust, haben baide vortrebe,

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so bald die ainandern ansichtig worden, dweil kain thail das ander kennt, mit ainandern darein gehawen. Indes sind baide herrn mit iren pferdten hernach geruckt, die on alle geferdte im angrif ainandern personlichen antroffen haben. Do hat herr Wörnher dem Hamman von Reischach sein

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harnasch dermaßen in den leib geschlagen, das er sich, wann und wohin er gemant werd, gefangen hat geben müeßen; doch hat Hamma ee sterben wellen, ee er sich zu den graven von Werdenberg geen Sigmaringen in fengknus stellen. So bald aber Hamma von Reischach sich genennt, ist er von

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herrn Wörnher gleich widerumb ledig gelassen worden, dann sie sonst allweg gut freundt gewesen; haben derhalben ainandern gnadet und mit gutem willen von ainander geschiden. * [1318] Hamman von Reischach der ist lange jhar der statt Ulm abgesagter feindt gewest und hat inen vil laids

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zugefüegt; letzstlich aber, als das stündlin kam, do wardt er von inen gefangen. Sie ließen im recht geen. Das gab, man sollt im das haupt abschlagen. Darvor aber ward die herzogin von Österreich[1], witib zu Rothenburg, von der freundtschaft angesucht, das sie für ine pitten sollt. Das

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thet sie, raiset personlichen in großer eil geen Ulm. Aber die Ulmer hetten guete kuntschaft, wolten der herzogin[2] nichs abschlagen, auch sie vil weniger gewehren; darumb, als die herzogin zun ainen thor einritt, do fürten sie den Hamman zum andern thor hinauß, schlugen ime das haupt

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ab. [1319] Damit kunten sie der herzogin ein antwort geben. Eben zu der zeit hett bemelter Hamman zwo schwestern zu Waldt im closter. Die wusten umb ires brueders unfahl und das der umb sein leben gefangen lag; derhalben verhießen sie ain walfart zu unser lieben Frawen zu der Schrayen[3]

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bei Pfullendorf. Wie sie nun den selbigen laisten (beschach eben uf den tag und zeit seiner enthauptung), do hörten sie ußer hellem himel ein großen donderklapf. Derhalben sagten inen ire aigen herzer, das es nit wol umb iren brueder


  1. herzogin von Österreich] s. unten nach dem register.
  2. herzogin] hs. herzin.
  3. Schrayen] über Maria Schray vgl. Walchner, Pfullendorf s. 34 und 147.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_418.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)