Seite:De Zimmerische Chronik 1 382.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch der werkmaister ainer mit großer geschwindigkait feur werk hinein geworfen, von dem ain schön haus, genannt das ritterhaus, ward abgebronnen, das mertails kriegsvolk [1395] vom adel und sonst, uf sechzig personnen, in ain

5

thurn weichen[1] muesten. In aller underhandlung mit den stetten warden siben schlecht personnen mit grosem bitt außgebetten und bei dem leben erhalten, zwen geroltzeckische büchsenmaister, und darnach der dritt ward von stetten in schlaudern und instrumenten sampt dem kat ins schloß

10

zu todt geworfen, dann das schloß Schwanow und was darin ward uf gnad und ungnad ufgeben und userhalb der siben personnen wardt niemands salvirt, userhalben herr Walthers von Geroltzeck gemahl, so der zeit der belegerung auch im schloß war, ward vergont frei abzuziehen und mit

15

ir zu nemen, was zu irem leib gehörte und über die falbrucken ertragen kunt; sollichs sollte ir zusteen, bleiben und auch gesichert sein. Also do name die guet fraw von Geroltzeck iren alten herren und gemahl uf den rucken und dann ain jungen son uf den arm, die trueg sie über die

20

falbrucken, zu gedenken, der allmechtig habe ir als ainer bekümberten und vertribnen frawen glück und sterke verlihen, ain sollichs zu volbringen[2]. Die stett aber, wie sie das sahen, wolten sie der frawen das nit zugeben, mit vermeldung, die underhandlung het sich[3] uf keine personnen,

25

sonder uf gelt, clainater oder andere farende hab verstanden und erstreckt, und wolten ir den merertail, wiewol sie das hoch versprochen, nit gern halten. Aber demnach der adel derzeit die stett, bevorab Straßburg und Basel, regierten, die auch disen bericht mit dem herren von Geroltzeck und

30

seinem kriegsvolk zu Schwanow hetten ufgericht, besigelt und geschworn, die schampten sich übel, das in iren handlungen von den ungeschickten pauren also sollt grüblet und gesucht werden, darum namen sie der sachen sich sovil an,


  1. weichen] hs. weihen.
  2. volbringen] ist die von der eroberung Weinsbergs im jahre 1140 berichtete und bei zahlreichen andern burgen und stätten wiederkehrende erzählung von der weibertreue. Ueber die glaubwürdigkeit derselben handelt ausführlich Bernheim in den Forschungen zur deutschen Geschichte XV, 241—288: sie »ist und bleibt ein herrliches Kleinod deutscher Volkspoesie, allein für den Historiker eine Fabel;« s. auch Bauer, Die Geschichte von der Weinsberger Weibertreue, in Wirtembergisch Franken. Zeitschrift etc. 9. Bd. (1871), s. 1 ff.; W. Herz, Deutsche Sage im Elsaß s. 111 ff. und 261; Kirchhofs Wendunmuth, hsg. v. Oesterley, VI, 242.
  3. sich] hs. sie.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_382.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)