Seite:De Zimmerische Chronik 1 370.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ain groß misfallen trug, das Jacob von Bern, dem er sollichs nit angetrut, also, unangesehen edlmanns glauben, wider sein glipt, phlicht und aide het gehandlt. Wol ließ er solichs berueen, das er desshalben nichts weiters wider in

5

fürname. Fraw Anna hat bei vilbemeltem Jacoben von Bern, zugleich wie bei herrn Hannsen von Geroltzegk, kain kind gehabt. Gedachter Jacob von Bern ist in wenig jaren hernach gestorben und zu Oberndorf vergraben worden, und wiewol er ains grösern alters gewest, so hat er doch

10

seltzam haws gehalten, welches dann ain ursach seins schnellen absterbens; dann als er ain buolschaft haimlichen zu Sulz gehabt und ainsmals zu ir hinab geritten, ist in bi derselben ain solcher geher weethumb ankomen, daz er eilendts aufgesessen und sporstraichs, was sin pferdt erlaufen, geen

15

Oberndorf geritten. Sobaldt er dahin zu seinem gemahel komen, die er dann über dem morgenessen gefunden, ist im nit mer worden, dann das er den kopf in ir schoß sinken lassen und gesagt: »O fraw, wie befind ich mich so übel,« und daruf kain wort nimermer geredt, auch kain

20

zaichen ainigs lebens weiter geben. Wol zu vermuten, es hab in diser crocodill zu Sulz, villicht aus liebe oder neid, also ain geschwinde ursach zum tod geben. Fraw Anna hat, unangesehen das ir der sitz zu Herrenzimbern dem schloß bewilligt, [A143a] ir lebenlang zu Oberndorf sich

25

enthalten und ist gar ain alte, erlepte fraw worden.

Mitler zeit, als sie zu Oberndorf [192][1] gesessen, ist sie oftermals zu hern Gotfriden von Zimbern, irem brueder, zu dem sie dann ain besonders vertrawen gehabt, geen Seedorf gefarn und daselbst etwan ain monat oder lenger

30

beliben, dergleichen sie auch bemelter ir bruder zu zeiten zu Oberndorf haimgesucht[2]. Nu hat sich aber anno ain tausendt vierhundert zwaiundneunzige begeben, das sie abermals zu irem brueder, herrn Gotfriden, geen Shedorf komen; dozumal ist fraw Margreth grevin von Öttingen, herrn

35

Johannsen Wörnhers freiherrn zu Zimbern gemahel, in irem vertreiben mit sampt etlichen iren kinden auch zu Sehedorf gewest. Einsmals, als sie ob tisch gesessen und frölich gewesen, hat sie der allmechtig unversehenlichen angriffen, das ir so whe worden, das sie gleich dohin gesunken und


  1. 192] auf s. 191 stehen die wappen des Jacob von Bern und von Zimmern.
  2. haimgesucht] hs. auch haimgesucht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_370.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)