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gleichen möcht ir von iez gemelten iren brüedern auch nichts zukomen; wol ward sie mit essen, trinken und anderer underhaltung zimlichen versehen. Als sie nu dergestalt bei anderthalb jarn gefengclichen gehalten und kain

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trost ainiger erledigung gehaben, ward sie so gar kumer[190]haftig, das sie täglichs anfieng abzunemen und schwach zu werden, dardurch dann alle die, so ir phlegen und warten [A141b] solten, insonderhait der alt Jacob von Bern, zu ainer erbärmbde bewegt wurden. Nachdem aber derselb Jacob

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von Bern erfuor, welcher gestalt herr Wörnher von Zimbern und herr Diepolt von Geroltzegk, sein herr, mit ainandern veraint, namlich das die siben tausendt guldin in gold bezalt und die witfrow auf das fürderlichist ledig gelassen werden solt, fieng er an bei im zu gedenken und weg ze suchen,

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wie er die zu ainer gemahel überkeme. Derhalben so hielt er ir ains tags dise mainung für, mit der zusag, wo sie in zu der ehe nem, so wölt er ir frei darvon helfen, auch mitl finden, sollichs bei iren brüedern zu vertädingen. Die arm, verlassen fraw, so izundt bis in das ander jar zu

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Schenkenzell war verwart und von iren brüedern weder hilf oder trost verhofft, besorgt, sie wurde villicht ir lebenlang also gefengclichen enthalten werden. Damit sie nu ir leben nit also ellendclich verschließen müst, bewilliget sie Jacoben von Bern zu der ehe zu nemen, der sie darauf zu

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Schenkenzell gleich zue kirchen füerte und mit ir den nechsten hinüber gen Oberndorf zog. Als sollichs ire brüedere, dessglichen herr Diepolt, ir schwager, bericht, wurden sie nit zu clainer ungedult bewegt; nachdem sie aber betrachten, das sollichs mit eeren oder fugen nit mocht widerbracht,

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ließen sie iren unwillen fallen, gaben ir ain haws ein zue Oberndorf, darin sie sich enthalten solt, dessgleichen den sitz zu Zimbern im schlos; auch verschriben sie ir ain jerlichs leibgeding, ain hundert und zwainzig guldin, welches also gethädinget ward von grave Sigmunden von

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Hohenberg und von grave Josen [A142b][1] Niclasen von Zollern; actum donderstag vor Thome anno vierzehenhundert vierundsechzige. Zu dem allem warden ir von irem schwager, herrn Diepolten, ides jars die zins von wegen irer morgengab, zugebrachten gut und der widerlegung bezalt, welcher


  1. 142b] 142a, für die wappen des Jacob von Bern und der Anna von Zimmern bestimmt, ist leer.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_369.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)