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den jaren nach rechnen kan, mit namen grave Wilhalmen, ußer dem ain sollicher großer, starker und gerader herr worden, das sich menigclich ab im verwundert, dieweil er sich aim gemainen risen hett mögen vergleichen. Neben

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dem ist er auch ains kecken und unverzagten gemüts gewest, welches er in schlachten und streiten hin und wider wol erwisen; dann er ainsmals uf ainen tag in aim streit zwelf wolbewerter man mit aigner hand erlegt, derhalben er dann bei den römischen kaiser und königen, die zu seinen

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zeiten gelept, in großer achtung gewest. Aber es begegnet dem theuren helden ain großer unfal (villeucht hat er [sich][1] seines glicks und wolfart zu vil überhept), das er in ainem großen zorn und unbesinten weis seinen leiblichen vatter im schloß zu Kürchperg an ainer stegen umbbracht[2], und, wie die alten

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fürgeben und schreiben, so ist das unschuldig blut des alten grafen etlich hundert jar uf der stegen gesehen worden, das es nit het mögen ußgedilket werden und also bliben ist biß umb die jar ungefärlich nach Cristi gepurt 1440. Als nun diser graf Wilhalm sein vatter, wie iez gehert, entleipt,

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do ist er vor der fründtschaft und andern ain lange zeit in großer unsicherhait gestanden, iedoch ist es[3] zuletst zu aim vertrag kommen, do hat er die buß uf sich genommen, die er auch willigclich und gedultigclich volbracht, namlich so hat er ime zwen großer eisiner ring umb die lenden lassen

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schmiden, die hat er gen Rom also getragen und sich in sollicher buß dem bapst Eugenio dem dritten gestellt, ist geschehen ungefärlich umb die jar 1140 uf ainem osterabent. Man schreibt, demnach dem bapst seins herkommens und wesens, dergleichen auch des unfals[4], der im in entleibung seines

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vatters begegnet, nach lengs sie bericht worden, darneben auch sein adenlich und ansehenliche person, sampt der großen rew und laid, auch der schweren buß, augenscheinlichen gesehen, do hab er ain große erbermbde mit ime gehapt und ain besonders mitleiden, und demnach er in selbs beicht

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gehert, hab er ine uf den abend wider zu im beschaiden; iedoch, ine zu versuchen, ob er ain vertrawen zu im, hab er ime befolhen, er solle ime in seiner herberg ain hennen kochen lassen und, damit er was craft widerum entpfahe,


  1. sich] ergänzt.
  2. umbbracht] nach dem chronicon des Johannes Vitoduranus, im Archiv für schweizerische Geschichte XI, 152, geschah die mordthat im jahre 1339; darnach wäre die z. 27 folgende zahl 1140 zu berichtigen.
  3. es] hs. er.
  4. unfals] hs. unfls.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_348.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)