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deckt verlast, fleucht eilendts darvon, thuet sich zu haus und last Got walten. Die guet fraw richt sich in der grueben uf und mit großer müehe, ganz beschwerlichen, kompt sie ußer der grueben, geet in der nacht zu ires junkheren

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behausung, darin sie hievor gewonet het. Sie klopft an und nempt sich, darab der von Hausen, ir hauswirt, auch alles gesündt, höchlichen erschracken, auch nit anders vermainten oder darfür hetten, dann es were ain gespenst und trugnus des bösen feinds; wolten sich wider zu ruhe thuon. Aber

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die guet fraw wolte nit nachlassen, het ihe lenger, ihe größer geschrai. Das trib sie so lang, sagt auch so guete warzaichen, mit darbietung des rings und wie es ir mit dem todtengreber ergangen, [1228] das letzstlich ir hauswirt alle forcht von im legt, thet ir uf, empfacht sie wider mit frewden.

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Nachdem aber ir hauswürt, Haug von Hausen, erkundiget, wer der todtengreber, durch den sein hausfraw also uf das mal bei dem leben erhalten, hat er nachgendts denselbigen und alle seine kündt die überigen zeit seins lebens allerdings erhalten. Bemelte von Wineden hat hernach noch drei

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jhar gelept, da hat sie Gott auch zu seinen gnaden berueft[1]. Es hat sich auch ain gleichförmige sach bei unsern zeiten mit der alten grevin von Lupfen, war ires herkomens ain geporne schenkin und freiin von Erpach, begeben. Die selb ist ains mals in ainer krankhait in ain solche onmacht

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gefallen, das sie etliche, und nit wenig, stunden also vor todt one alle empfindtlichkait und anzaig einigs lebens gelegen, das auch die arzet und andere kain weiters nachdenkens oder hoffnung ires lebens haben künden, sonder genzlich darfür geachtet, sie seie schon lengest hinüber. Als man

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sie aber, wie gebreuchlichen, einnehen, hat aine under denselbigen alten weibern ohne geferd wider ein kleine werme bei ir empfunden, welches sie gleich angezaigt. Also ist sie mit warmen diechern gerüben worden, auch anders mit ir nach verordnung der arzet gebraucht, das sie fein wider

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zu ir selbs komen, der krankhait zum theil genesen und hernach etwas mehr dann noch drei jhar gelept hat und erst anno 154 . gestorben und zu Engen begraben worden. Sie hat ain solchs wunderbarlichs anligen gehabt, das ich mehrmals von irem vertrawtesten arzet, doctor Antonio

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Klumppen, gehört, das er ain solchs anligen in allen seinen


  1. berueft] ähnliche sagen bespricht Liebrecht, Germania XIII, 161 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_325.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)